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Featured researches published by Helga Kelle.


Biographieforschung im Diskurs | 2005

Biographie und kulturelle Praxis. Methodologische Überlegungen zur Verknüpfung von Ethnographie und Biographieforschung

Bettina Dausien; Helga Kelle

Ein Blick in die Geschichte soziologischer Forschung zeigt, dass die Erkundungen sozialer Welten durch teilnehmende Beobachtung, Informantenbefragungen, Dokumentenanalysen und andere ethnographische Verfahren, wie sie in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts im Kontext der Chicago School entwickelt wurden, auch biographische Dokumente einbezogen hatten. Einige Vertreter wie William I. Thomas, Florian Znaniecki oder Clifford Shaw (1966(1930]) entwickelten in diesem Zusammenhang eine systematische und theoretisch begrundete Verwendung (auto-biographischer Materialien, die unter dem Begriff „life history method“ bekannt wurde. Die kritische Evaluation der Nutzung von „personal documents“ in Soziologie, Psychologie und Ethnologie, durch die der Ansatz kurze Zeit spater schon wieder in Zweifel gezogen wurde, hat deren Bekanntheitsgrad eher gesteigert (vgl. Paul 1979: 211ff.). Die bis heute als klassische Studie der Biographieforschung anerkannte Arbeit uber den „Polish Peasant in Europe and America“ (Thomas/Znaniecki 1958) ist ein Beispiel fur eine multimethodische soziologische Analyse. Sie bezieht umfangreiches Briefmaterial aus Einwandererfamilien ebenso ein wie Leserbriefe, Akten von Gerichten, Sozialbehorden und Migrantenorganisationen und schlieslich auch die durch die Forscher initiierte schriftliche Autobiographie eines polnischen Einwanderers.


Kindheit soziologisch | 2005

Kinder und Erwachsene. Die Differenzierung von Generationen als kulturelle Praxis

Helga Kelle

Dem Alltagswissen gilt die Differenz von Kindern und Erwachsenen — ahnlich wie die Geschlechterdifferenz — als naturliche Tatsache. Wahrend daruber gestritten wird, inwiefern von der 68er, der 89er und dergleichen Generationen mehr gesprochen werden kann, wird nicht bezweifelt, dass es Kinder, Erwach-sene und Alte tatsachlich gibt. Dennoch - oder gerade deshalb - will ich in diesem Beitrag eine Forschungsperspektive entwickeln, die danach fragt, wie die Differenz und Asymmetrie von Kindern und Erwachsenen in der kulturellen Praxis „gemacht“ wird. Diese Perspektive nimmt Distanz zum Alltagswissen uber Generationen ein, um die Generationendifferenzierung kulturanalytisch untersuchen zu konnen.1


Feministische Studien | 2001

Ich bin der die das macht

Helga Kelle

Durch die Untersuchung des Phänomens Transsexualität hat die ethnomethodologische Geschlechterforschung die sozialwissenschaftliche Aufmerksamkeit auf die alltägliche Darstellung von Geschlecht gelenkt (vgl. Garfinkel 1967; Kessler/McKenna 1978; Hirschauer 1993; Lindemann 1993): Die soziologische Beschreibung der Leistungen, die Transsexuelle vollbringen müssen, um in ihrer Geschlechtszugehörigkeit (an)erkannt zu werden, verdeutlicht exemplarisch, daß man sein Geschlecht nicht einfach hat, sondern für sich und andere darstellen muß. Diese Forschung hat den Zwang zu und die Automatismen der Geschlechtsdarstellung und -erkennung in Interaktionen aufgezeigt. Auf die absichtsvolle Irritation und Unterbrechung dieser automatischen Prozesse, darauf, den artifiziellen Charakter alltäglicher Geschlechtsdarstellung aufzudecken, zielt dann Butlers (1991) subversive politische Strategie der »gender Performances« als bewußter Inszenierungen. Für ein Konzept von Geschlechtsdarstellungen gilt es demnach, alltägliche Darstellungen im Sinne der Ethnomethodologie, die immer schon unreflektiert ablaufen, von solchen (deshalb nicht notwendig minder alltäglichen) Darstellungen zu unterscheiden, die sich ihres Inszenierungscharakters durchaus bewußt sind (vgl. Breidenstein 1998, 220). An die frühen ethnomethodologischen Forschungen anknüpfend verfolgen West und Zimmerman (1987) und West und Fenstermaker (1995) mit den Konzepten »doing gender« und »doing difference« ein neues Verständnis von Differenz als »ongoing interactional accomplishment«. Sie kritisieren, daß die Ebenen des interaktiven Prozesses, der strukturellen Hierarchisierung der Geschlechter, der kulturellen Bilder, Symbole und Ideologien sowie der individuellen Prozesse in vielen Ansätzen der Geschlechterforschung theoretisch und methodologisch unverbunden bleiben. Für das »missing link« zwischen diesen Ebenen mache die Ethnomethodologie ein Angebot: Sie analysiere den situierten, alltäglichen Vollzug kultureller Praxis, um zu verstehen, wie soziale »Tatsachen« ihren Status als solche erhalten. In lokalen Praktiken zeige sich das Zusammenspiel der genannten Dimensionen der sozialen Konstruktion von Geschlecht. Zentral für diese Auffassung ist, daß sich die Intersubjektivität von Aktivitäten durch eine Symmetrie von Produktion und Wahrnehmung dieser Akti-


Childhood | 2010

‘Age-Appropriate Development’ as Measure and Norm An ethnographic study of the practical anthropology of routine paediatric checkups

Helga Kelle

The article provides an ethnographic study of the logic of conducting routine paediatric checkups in children from birth to the age of 5 in Germany (U1 to U9). These checkups are meant as a continual evaluation of a child’s developmental process and progress, and their outcomes inform decisions on children’s careers in educational institutions. The article focuses on the concept of ‘age-appropriate development’ as applied in the field of study, discusses its meaning in the context of the checkups’ practical anthropology and theoretically reflects on the construction of ‘normal development’. In the analysis of an example of a U9 (with a 5-year-old child) it is shown how an extremely condensed picture of a child’s developmental state and how legitimization for intervening in children’s developmental processes are produced in the course of the checkups.


Schulforschung und Kindheitsforschung - ein Gegensatz? | 2005

Kinder in der Schule. Zum Zusammenhang von Schulpädagogik und Kindheitsforschung

Helga Kelle

In der TAGESZEITUNG vom 13. 1. 2001 war eine Stellenausschreibung der „Freien Werkschule Meisen“ veroffentlicht, mit der GrundungslehrerInnen fur die 1. und 5. Klasse gesucht wurden. Zur Padagogik der Schule teilt die Anzeige mit: „im Mittelpunkt das Kind als Kind“. In dieser — wie soll man es nennen? selbstreferenziellen? rekursiven? — Wendung ist eine inzwischen uber hundert Jahre alte Geschichte der Reformpadagogik kondensiert. Nach der wissenschaftlichen Dekonstruktion eines romantisierenden Kindheitsbegriffs (Honig 1999) verbietet sich die Referenz auf eine „Natur des Kindes“, wie sie in den Anfangen der Reformpadagogik noch moglich gewesen ware, daher kommt m.E. die Verlegenheit der Formulierung. „Das Kind als Kind“ — was stellt sich die aktuelle Schulpadagogik darunter vor?


Erkenntnisprojekt Geschlecht | 1999

Geschlechterunterschiede oder Geschlechterunterscheidung? Methodologische Reflexion eines ethnographischen Forschungsprozesses

Helga Kelle

Judith und Tanja kommen vom „ Handarbeiten“, es ist erst kurz nach 11 Uhr. Ich frage die beiden, ob nur Madchen Handarbeiten haben. Judith erklart, das alle Handarbeiten haben, das es aber verschiedene Forderunterrichtsgruppen gibt, die besseren und die schlechteren, und abwechselnd habe man „ Forder“ oder „Handarbeiten“. Ich frage weiter, ob denn alle Madchen bessere und alle Jungen schlechtere Schuler seien. Nein, meint Judith. Doch es gibt in der Gruppe der besseren nur zwei Jungen, Uwe und Bjorn, und in der Gruppe der schlechteren kein Madchen. Aber Judith hat offensichtlich keine Lust, den genauen Sachverhalt aufzuklaren, sie wirkt genervt von meinem ‘es-genau-wissen-wollen‘. Also lasse ich davon ab.


Feministische Studien | 1997

Mädchenkultur - Jungenkultur oder eine Kultur der Zweigeschlechtlichkeit?

Helga Kelle

Die hiesige Mädchenund Jungenforschung ist fest in der Sozialisationstheorie verankert, es gibt inzwischen ungezählte Publikationen zur »weiblichen« und in den letzten Jahren auch immer mehr Arbeiten zur »männlichen« Sozialisation. Populäre Forschungsfragen sind seit zwanzig Jahren, von Scheu (1977) bis BöhnischAVinter (1993), wie wir zu Mädchen und Jungen gemacht werden bzw. wie wir unsere Geschlechtsidentität erwerben ungeachtet dessen, daß Hagemann-White schon 1984 die Aufspaltung in weibliche und männliche Sozialisation mit einem Fragezeichen versehen hat. Sie läßt sich nachhaltig von dem Umstand irritieren, daß die Suche nach Unterschieden in vielen empirischen Bereichen keine signifikanten Ergebnisse erbringt (vgl. auch Hagemann-White 1985, 1993a und 1993b). So ist es auch kein Zufall, daß sich viele sozialisationstheoretische Bemühungen auf die Erarbeitung und Verbesserung von Sozialisationsmodellen konzentrieren meist im Anschluß an die Psychoanalyse, weil diese die Geschlechterdifferenz seit ihren Anfängen berücksichtigt hat , und daß sie nicht etwa in empirischer Forschung münden. Kommt man von einer anderen Seite und schaut solche Arbeiten an, die »Kinder·« oder »Jugendkultur« thematisieren, dann stellt man fest, daß in diesem Bereich zwar viel empirisch geforscht wird, daß aber die Geschlechterdifferenz nur eins der Nebengleise dieser Forschung darstellt. Außerdem bleibt der Kulturbegriff in solchen Wendungen wie »Freizeitkultur« oder »kulturelle Stile« meist der ästhetischen Praxis Mediengebrauch, Mode, Musikgeschmack u. ä. vorbehalten (vgl. Hengst 1993, vgl. Zinnecker 1987, vgl. Baacke 1993). Das empirische Interesse für die kulturelle Praxis von Kindern und Jugendlichen in einem weiteren Sinne, für dasjenige, was Mädchen und Jungen untereinander und miteinander tun, ist nur relativ schwach ausgebildet. Tzankoffs (1995) Überblick über deutschsprachige interaktionistische Schulstudien unter Berücksichtigung der


Archive | 2016

Herausforderungen ethnographischer Forschung zu Pädagogik und Geschlecht

Helga Kelle

Die Beitrage in diesem Band befassen sich auf vielfaltige Weisen mit ethnographischen Forschungsprojekten zu Padagogik und Geschlecht. In diesem Beitrag wird zunachst ein Uberblick uber die methodologischen Kernfragen und -debatten in der sozial- und erziehungswissenschaftlichen (ethnographischen) Geschlechterforschung gegeben.


Journal of Early Childhood Research | 2013

The implicit construction of ‘children at risk’: On the dynamics of practice and programme in development screenings in early childhood

Sabine Bollig; Helga Kelle

This article presents findings from an ethnographic study on preventive paediatric check-ups in Germany. In accordance with system-theoretical and governmentality approaches (referencing Foucault), preventive check-ups are conceptualised as fields where risk concepts related to children’s development are applied, produced and reworked. In order to show how the construction of development risks in the check-ups’ conduct is linked to a variety of preventive functions, the methodology of the article combines the analysis of field documents and ethnographic field notes. In the first analytical section, on the programmatic level, the ambivalence between different preventive tasks is reconstructed by analysing documents of the check-ups’ current revision process. This process is discussed as a (political) struggle for treatment options. In the second section, these findings are contrasted with results from a practice analysis of the check-ups’ conduct. These practical processes in the field are interpreted as struggles for the allocation of treatment responsibility between paediatricians and parents. In the concluding section, the authors highlight how the specific institutionalisation of preventive paediatric check-ups in Germany forces the pace for implicit constructions of ‘children at risk’ and extemporised practices of parents’ health education.


Feministische Studien | 1988

Erziehung jenseits patriarchaler Leitbilder? Probleme einer feministischen Erziehungswissenschaft

Juliane Jacobi-Dittrich; Helga Kelle

Die Entstehung der Pädagogik hängt enger als die Entstehung der meisten anderen Wissenschaften mit der Genese der bürgerlichen Gesellschaft zusammen. Die Naturwissenschaften, die Philosophie, die Philologien, sie alle gehen auf die eine oder andere Weise zurück auf ältere Vorläufer. Der Forschungsgegenstand der Pädagogik jedoch entsteht erst mit der Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft: Die bürgerliche Familie, Kindheit und Jugend bilden sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts heraus und die Erziehung von Kindern entwickelt sich zu einem Gegenstand öffentlichen und in der Folge auch wissenschaftlichen Interesses. Die Fragen der Disziplin: wie ist das Kind zum Bürger zu erziehen, welche Arrangements sind dazu erforderlich und auf welchen anthropologischen Annahmen können diese Arrangements aufbauen, sind modern. Diese Genese der Pädagogik hat sie in ein eigentümliches Verhältnis zur neuzeitlichen Geschlechteranthropologie geführt, war und ist doch die praktische Seite der Erziehung in erheblichem Umfang immer Sache der Frauen gewesen. Aufgrund dieses Umstandes sind in den letzten Jahren bei feministischen Pädagoginnen Überlegungen angestellt worden, die darauf abzielen, die Pädagogik überhaupt zu einer »weiblichen« Wissenschaft zu erklären, bzw. eine »weibliche« Pädagogik des Lebens und Lernens jenseits »patriarchaler Leitbilder« zu installieren (so der Titel einer Arbeitsgruppe feministischer Pädagoginnen auf dem Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaften 1982 in Regensburg). Es soll in diesem Text nicht darum gehen, die Genese der Disziplin als Projekt der Moderne in ihrer Beziehung zum neuzeitlichen Diskurs über das Geschlechterverhältnis nachzuzeichnen. Vielmehr soll sozusagen im Vorfeld solcher wissenschaftstheoretischer Überlegungen danach gefragt werden, ob und wenn ja, wie Frauen in spezifischer Weise Pädagogik als Wissenschaft betrieben haben. Die anthropologischen Implikationen haben allerdings für dieses Thema eine nicht zu unterschätzende Bedeutung: wie kaum eine andere wissenschaftliche Disziplin (von der Psychoanalyse einmal abgesehen) hat die Pädagogik auch immer das Geschlecht mit in ihren Reflexionshorizont einbezogen. Die Theorietradition innerhalbderdeutschenPädagogikist so gelagert, daß feministische Pädagoginnen nicht nur wegen ihrer pädagogischen Praxis, sondern auch, weil sie als Frauen in diesen Theorietraditionen vorkommen, sich als nah zu dieser Wissenschaft begreifen

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Sabine Bollig

University of Luxembourg

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Marion Ott

Goethe University Frankfurt

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Christina Huf

Goethe University Frankfurt

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Antje Langer

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Heike Boller

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Hilge Landweer

Free University of Berlin

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