Ina Kerner
Humboldt University of Berlin
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Publication
Featured researches published by Ina Kerner.
European Journal of Women's Studies | 2012
Ina Kerner
Over the last few years, intersectionality has become not only one of the most prominent topics of feminist theory in Europe, but also one of its most serious challenges, pressing us to acknowledge that European nations are not homogeneous entities and calling for more complex accounts of gender relations and forms of gender injustice. Currently, many scholars embrace intersectionality as a concept, but there is no consensus about what adequate theoretical accounts of intersectionality with regard to European contexts should look like. Drawing on theoretical positions that have been put forward within the current intersectionality debate in German-speaking countries, this article addresses two questions that are currently at stake: the what-question of intersectionality, asking what it is, which forms of inequality we focus on as intersecting; and the how-question of intersectionality, focusing on how we should conceptualize what is happening when forms of inequality intersect.
Novos Estudos - Cebrap | 2012
Ina Kerner
O artigo propoe a diferenciacao de quatro modos de relacao entre racismo e sexismo. O primeiro estabelece semelhancas; o segundo, diferencas entre eles; o terceiro, acoplamentos entre ambos, e o quarto, cruzamentos, entrelacamentos ou interseccoes. Um modelo critico que abarque semelhancas, diferencas, ligacoes e interseccoes permite uma compreensao das relacoes entre racismo e sexismo mais abrangente do que a tentativa de formular a relacao em apenas uma dimensao.
Current Sociology | 2017
Ina Kerner
Feminist theory has addressed relations of difference, heterogeneity, and hierarchy within gender groups as well as the entanglement of various forms of differentiation, power, and inequality for a long time. This does not mean that there was unanimity with regard to the best way of doing this, though. Today, we can distinguish different approaches in this regard, and there is contestation about both the analytical and the political advantages and pitfalls of each of them. This article concentrates on two of these approaches: on the one hand on intersectional ones, which strongly focus on inequality; and on the other hand on postcolonial feminist theories, which put the emphasis on global power relations and interactions. The article discusses select positions of both intersectional and postcolonial feminist theories in conjunction, and argues why and how they should be conceptualized as complementary.
Archive | 2016
Ina Kerner
Die Diagnose, die deutschsprachige Politische Theorie sei von Eurozentrismus gepragt, ist nicht neu; die Kritik dieses Umstandes auch nicht. Bereits 1987 hat Bassam Tibi seinen Eintrag uber »Politische Theorien in der› Dritten Welt ‹ wahrend der Dekolonisation« in Pipers Handbuch der Politischen Ideen mit der Bemerkung eingeleitet, mit seinem Text finde erstmals eine Beschaftigung mit dem ausereuropaischen Denken in einem Sammelwerk dieser Art statt und das verburge »einen weiteren Fortschritt in der Dekolonisation der Sozialwissenschaften wie auch ein deutsches ›Nachholen‹ des in den westlichen Nachbarlandern schon seit langem vollzogenen ›Zur-Kenntnis-Nehmens‹ des nicht europaischen anderen, d. h. auch der politischen Ideen der ausereuropaischen Volker« (Tibi 1987: 361). Schaut man heute einschlagige Uberblicksbande durch, drangt sich allerdings der Eindruck auf, das von Tibi konstatierte Nachholen sei fruhzeitig ins Stocken geraten.
Feministische Studien | 2000
Johannes Dingler; Regina Frey; Ute Frietsch; Ingrid Jungwirth; Ina Kerner; Frauke Spottka
Die Diskussion um Feminismus und Postmoderne hat sich im deutschsprachigen Raum an Judith Butlers 1991 erschienenem Buch Das Unbehagen der Geschlechter entzündet. Postmoderne Positionen wurden oft als unfruchtbar und gefährlich für den Feminismus abgelehnt. In den Debatten der jüngsten Zeit (vgl. z.B. Homscheit 1998 und Knapp 1998) zeichnet sich eine weniger ablehnende Thematisierung der Vereinbarkeit von feministischen und postmodernen Perspektiven ab. Wir gehen von der Möglichkeit »postmoderner Feminismen« aus und unternehmen hier den Versuch, das produktive Potential dieser Verbindung aus feministischer Sicht zu eruieren. Die Vorbehalte von Feministinnen gegen postmoderne Ansätze wurden von Cornelia Klinger deutlich formuliert: »Was ist Feminismus ohne ein Subjekt Frau also ohne eine essentialistische Identitätskategorie? Was bleibt vom Feminismus in den vielen kleinen lokalen Kämpfen also nach dem Abschied von jeder Form von Universalismus?« (Klinger 1998, 185). Der Feminismus, so der erste Einwand, verliere mit der Dekonstruktion des weiblichen Subjekts seine definitorische Kategorie. Damit werde letztlich der Bezugspunkt jeder Handlungsfähigkeit aufgegeben, den der Feminismus sowohl als politische Bewegung als auch als wissenschaftliche Theorie brauche (vgl. auch Benhabib 1998, 58). Der zweite Einwand legt nahe, daß postmoderne Feminismen durch ihre Dekonstruktion von universalistischen Metanarrativen unausweichlich zu Beliebigkeit führten, die es unmöglich mache, zwischen alternativen Optionen zu unterscheiden. Kreisky und Sauer gehen soweit, »postmodernen Thematisierungen« eine »antipolitische Quintessenz« zu unterstellen (1998, 44). Die feministische Theorie wäre demnach nicht mehr in der Lage, theoretische Begründungen für feministische Politik zu liefern. Die postmoderne Analyse untergrabe die zwei wesentlichen Prämissen einer feministischen Theorie und einer emanzipativen Politik.
Philosophy & Social Criticism | 2018
Ina Kerner
Over the last few years, the idea that we live in a globalized world has significantly gained ground. Across various disciplines, this had led to severe critiques not only of methodological nationalism, but also of methodological Eurocentrism. But what does it mean to leave Eurocentrism behind? What kind of theorizing can and should we engage in when we attempt to provincialize, decenter, or even decolonize our thinking? This article distinguishes, presents, and critically discusses four trajectories beyond Eurocentrism in political and social theory: enlarging the canon, inter-contextual dialogue, taking the impacts of European colonialism and imperialism into account, as well as shifts in theoretical agenda setting. It argues that if political and social theory truly attempts to transcend methodological Eurocentrism, it must not only bring in non-Western thought, but must also critically address both discursive and institutional aspects of global power relations.
Archive | 2017
Ina Kerner
Der Begriff »Postkolonialismus« bezeichnet Kontexte und Konstellationen, die zeitlich und formal nach dem europaischen Kolonialismus liegen, allerdings deutlich von diesem gepragt sind. Der Begriff ist zentral fur die Postkolonialen Studien, die entsprechend die vielfaltigen Facetten unserer nachkolonialen Gegenwart thematisieren.
Feministische Studien | 2017
Ina Kerner
Gender Studies sind in Pakistan seit 1989 universitär institutionalisiert – damals richtete die Regierung Benazir Bhuttos in Gestalt ihrer Women’s Development Division fünf Exzellenzzentren für Frauenstudien an staatlichen Universitäten ein, eine davon an der Quaid-i-Azam University (QAU) in der Hauptstadt Islamabad (http:// www.cegs.edu.pk). In den Folgejahren kamen weitere einschlägige Einrichtungen dazu. Diese Unterstützung von oben bedeutet allerdings nicht, dass Geschlechterwissen in Pakistan vorranging an Hochschulen produziert würde. Besonders in den Sozialwissenschaften ist Geschlechterforschung häufig entwicklungspolitische Auftragsforschung – durchgeführt von freien Wissenschaftlerinnen, aber auch von Professorinnen, die damit ihr nicht gerade üppiges Gehalt aufbessern. Dass die Themen und Termini solcher Auftragsforschung eher den Agenden der Auftraggeber als jenen lokaler feministischer Aktivistinnen folgen, versteht sich fast von selbst. Die Kolleg_innen vom CEGS, die solche geberfinanzierte Forschung teilweise selbst durchführen, dem genannten Trend jedoch kritisch gegenüberstehen, hatten sich vor diesem Hintergrund bewusst dafür entschieden, ihre Ende September 2016 mit viel feministischer Prominenz und großem Publikum veranstaltete Konferenz über Geschlechterwissen in Pakistan ohne Fremdfinanzierung zu stemmen. Entsprechend selbstbestimmt war das inhaltliche Programm, entsprechend euphorisch die Stimmung, entsprechend aktivistisch die Grundhaltung dieser ansonsten freilich dezidiert akademischen Konferenz. Thematisch war die Veranstaltung in vier Blöcke gegliedert, denen jeweils ein halber Tag gewidmet war. Diese thematischen Blöcke behandelten erstens den entwicklungspolitischen Geschlechterdiskurs zwischen Imperialismus und globaler Solidarität, zweitens säkularen versus islamischen Feminismus, drittens Geschlechterpolitik und feministische Standpunkte aus Zentrum und Peripherie und viertens Geschlecht und Literatur / Kunst / Kultur. Gerahmt war dieses Programm von zwei Keynote Lectures internationaler Sprecherinnen sowie Kurzvorträgen des ranghohen linken Politikers Raza Rabbani und der prominenten Menschenrechtsanwältin und feministischen Aktivistin Asma Jahangir. Der offen feministische Grundtenor der Konferenz wurde schon in der Eröffnungsrede der langjährigen CEGSLeiterin Farzana Bari deutlich: Bari problematisierte die Verwässerung feministischen Gedankenguts im Kontext von Staat und Entwicklungspoli-
Archive | 2016
Ina Kerner
Geschlechterverhaltnisse waren immer ein wichtiges Thema der Politischen Theorie — allerdings wurden sie dort uber lange Zeit vornehmlich als Rand- oder Nebenthema verhandelt. Schon in der Antike wurden Geschlechterdifferenzen konstruiert und genutzt, um die politische und gesellschaftliche Ungleichbehandlung von Mannern und Frauen zu rechtfertigen. Bereits damals war allerdings die Annahme, es gebe Geschlechterdifferenzen, die politisch relevant werden sollen, umstritten. Das hat sich bis heute kaum geandert, wenngleich seither sowohl bezogen auf politische und gesellschaftliche Gleichheitspostulate als auch hinsichtlich politiktheoretisch bemuhter Geschlechterkonstruktionen betrachtlicher Wandel zu konstatieren ist (vgl. Rauschenbach 1998). Dieser Wandel grundet nicht zuletzt in den Erfolgen des geschlechterpolitischen Aktivismus: der ersten Frauenbewegung im 19. und fruhen 20. Jahrhundert, die besonders fur die rechtliche Gleichstellung, die Ausweitung der grundlegenden Burgerrechte auf Frauen und okonomische Gleichberechtigung kampfte, der zweiten Frauenbewegung, die in den spaten 1960er Jahren entstand, um gegen die Tatsache vorzugehen, dass die bis dahin erfolgte rechtliche Gleichstellung von Mannern und Frauen keinesfalls automatisch eine gesellschaftliche Gleichstellung nach sich gezogen hatte, sowie queerer und queerfeministischer Bewegungen seit den langen 1990er Jahren, die in besonderem Mase Heteronormativitat, Heterosexismus und geschlechtliche Kategorisierungszwange einschlieslich jener der Zweigeschlechtlichkeit auf die geschlechterpolitische Agenda setzten.
Feministische Studien | 2014
Ina Kerner
Die geschlechterpolitische Bezugnahme auf Menschenrechte war selten ungebrochen und meist kontrovers. Nicht nur mussten die ursprünglichen Menschenrechtserklärungen zunächst einmal reformuliert werden, um sich tatsächlich als Instrumente der Frauenpolitik und in jüngerer Zeit verstärkt auch der LGBTIRechtspolitik zu eignen. Auch die affirmative Bezugnahme auf das Recht selbst ist immer wieder hinterfragt und hinsichtlich der mit ihr einhergehende Normierungseffekte und Ausschlüsse problematisiert worden. Gründe genug für den elften Sprecherinnenrat (Imke Leicht, Christine Löw, Nadja Meisterhans und Katharina Volk) des Arbeitskreises »Politik und Geschlecht« des politologischen Fachverbandes DVPW, Feministische Kritik und Menschenrechte zum Thema der diesjährigen Frühjahrstagung zu machen. Die schwierige Lage der menschenrechtlichen Geschlechterpolitik zwischen den Problemen des Universalismus auf der einen Seite und den Fallstricken des Kulturrelativismus auf der anderen Seite wurden dabei nicht verschwiegen, sondern standen vielmehr explizit im Zentrum der Aufmerksamkeit. Unterteilt in vier thematische Blöcke (Feministische Debatten um die Universalität der Menschenrechte; Sexuelle Freiheitsrechte zwischen Universalismus und Kulturrelativismus; Feministische und queertheoretische Perspektiven auf Entwicklungspolitik; Feministische Perspektiven auf geschlechtsbezogene Gewalt und gesellschaftliche Transformationsprozesse), widmete sich die äußerst dichte, doch aufgrund hervorragender Leitung und Logistik nie aus dem Ruder laufende Tagung ihrem Thema auf erhellende Weise; und zwar am ersten Tag mit mehrheitlich theoretisch ausgerichteten Beiträgen, am zweiten Tag eher empirisch orientiert. Den Auftakt machte die Wiener Juristin Elisabeth Holzleithner, die in ihrem kommissionierten Beitrag zum Thema »Menschenrechte in feministischer Kritik« zunächst einen Überblick über die Entwicklung feministischer Menschenrechtskritik und -politik von Olympe de Gouges bis zur UN Convention on the Elimination of All Forms of Discrimination Against Women (CEDAW) bot, um dann auf die (binnen-)feministische Kritik an der feministischen Menschenrechtspolitik einzugehen, also auf Interpretationen des FrauenMenschenrechtsdiskurses als imperiales, Frauen im globalen Süden viktimisierendes, auf kulturell vermittelte Aspekte von Diskriminierung verkürztes Projekt. Am Schluss plädierte sie für intra und interkulturelle Dialoge, dafür, den Antwortcharakter der Menschenrechte, ihre negative Bezugnahme auf exemplarische Unrechtserfahrungen nicht zu übersehen, und für einen selbstref le-