Michael Meuser
Technical University of Dortmund
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Publication
Featured researches published by Michael Meuser.
Archive | 2002
Michael Meuser; Ulrike Nagel
In verschiedenen Forschungsprojekten haben wir mit dem Verfahren des offenen, leitfadenorientierten ExpertInneninterviews gearbeitet und dabei die Erfahrung gemacht, dass wir methodisch auf einem wenig beackerten Terrain operieren mussten. Das gilt nahezu vollstandig fur Auswertungsprobleme. In der — sparlich vorhandenen — Literatur zu ExpertInneninterviews werden vorwiegend Fragen des Feldzugangs und der Gesprachsfuhrung behandelt. Die Frage, wie „methodisch kontrolliertes Fremdverstehen“ (vgl. Schutze u.a. 1973) im Rahmen von ExpertInneninterviews zu bewerkstelligen ist, bleibt volling offen. Ziel dieses Artikels ist es, einige Fragen hinsichtlich der Methodik des ExpertInneninterviews zu behandeln. Das empirische Material, auf das wir uns beziehen stammt aus Forschungsprojekten, die wir durchgefuhrt haben bzw. Gegenwartig bearbeiten1. Das Auswertungsverfahren, das wir vorstellen werden (s. Kap. 4), haben wir aus unserer eigenen Forschungspraxis entwickelt, die ihrerseits im Rekurs auf die Literatur zur qualitativen bzw. interpretativen Sozialforschung zustande gekommen ist.
Archive | 2009
Michael Meuser; Ulrike Nagel
The expert interview as a method of qualitative empirical research, designed to explore expert knowledge, has been developed considerably since the early 1990s. A number of readers has been published1 and thus a gap in the methods’ literature has been dealt with, much to the benefit of many disciplines and fields of research in the social sciences. It can be assumed that through increased reflection on methodical issues research into experts’ knowledge has gained in professionalism and quality.2
Archive | 2009
Michael Meuser; Ulrike Nagel
Das Experteninterview ist eines der am haufigsten eingesetzten Verfahren in der empirischen Sozialforschung. Es kommt sowohl als eigenstandiges Verfahren als auch im Rahmen einer Methodentriangulation zur Anwendung. Bereiche, in denen besonders haufig von Experteninterviews Gebrauch gemacht wird, sind die industriesoziologische Forschung, die Organisationsforschung, die Bildungsforschung und die Politikforschung. Lange Zeit erfolgten die Durchfuhrung und die Auswertung von Experteninterviews in Gestalt eines methodologischen Pragmatismus. Die Forschungspraxis war von einer gewissen “Hemdsarmeligkeit“ gepragt. Der Haufigkeit der Anwendung des Verfahrens korrespondierte keine methodologische Reflexion, die sich um eine Bestimmung der Besonderheiten des Experteninterviews gegenuber anderen Interviewverfahren bemuhte. Die Folge ist eine gewisse “Unubersichtlichkeit und Uneinheitlichkeit in der Auffassung und Darstellung von Experteninterviews“ (Mieg/Brunner 2004: 199; ahnlich Bogner/Menz 2002a: 20). Dies gilt gleichermasen fur die deutsche wie die internationale Forschungslandschaft.
Archive | 1994
Michael Meuser; Ulrike Nagel
In unserem Beitrag befassen wir uns mit wissenssoziologischen und handlungstheoretischen Aspekten des Experteninterviews.1 Wir legen einen Expertenbegriff zugrunde, der an die Funktion, die eine Person innerhalb eines Sozialsystems erfullt, gebunden ist und nicht an Bedingungen formaler Qualifikation oder an eine offizielle Position. Das entsprechende Expertenwissen resultiert aus der praktischen Wahrnehmung von bestimmten Funktionen; insofern ist es spezialisiertes Sonderwissen. Und es ist nur solchen Personen verfugbar, die diese spezifische Funktion innehaben bzw. einmal innehatten, eventuell noch denjenigen, die sich im Dunstkreis der Funktionstrager bewegen. Insofern gilt Expertenwissen als Insiderwissen.
Archive | 2002
Michael Meuser; Ulrike Nagel
In den Anfangszeiten der Sozialberichterstattung in der BRD formuliert einer ihrer prominentesten Vertreter, Wolfgang Zapf (1977: 222), die Ziele und Verfahrensmodelle dieses steuerungspolitischen Instruments wie folgt: Es analysiert auf der Basis gesamtgesellschaftlicher, regionaler und kommunaler Grundinformationen uber den sozialen Wandel die Ergebnisse und Ertrage steuerungspolitischer Masnahmen; es zielt auf „Bewertungen der Struktur und Performanz wichtiger Lebensbereiche“ und nimmt prognostische Dateninterpretationen und -extrapolationen vor im Sinne der Ableitung zukunftiger Versorgungsprobleme, Bedurfnislagen und Planungsaufgaben sowie des Entwurfs von Handlungsalternativen („futurologische Prognosen“).
Archive | 2010
Michael Meuser; Birgit Riegraf
Die Nachbarschaftsbeziehungen zwischen Frauen- und Geschlechterforschung, Frauenbewegung und institutionalisierter Geschlechterpolitik waren und sind immer wieder Gegenstand systematischer wissenschaftlicher Analysen und theoretischer Diskussionen in der Geschlechterforschung, aber auch heftiger politischer Debatten zwischen GeschlechterforscherInnen und GleichstellungspolitikerInnen (vgl. bspw. Riegraf/Ploger 2009; Hark 2005; Holland-Cunz 2005; Gerhard 2001). Ihnen wird eine enge, nie gleichgultige, aber stets komplizierte und spannungsgeladene Verbindung bescheinigt. Von einem gemeinsamen Ausgangspunkt in den 1970er Jahren gingen Frauen- und Geschlechterforschung und Frauenbewegung in den folgenden Jahrzehnten getrennte Wege. Dabei erzielten beide - trotz aller Schwierigkeiten und Begrenztheiten - durchaus Erfolge in den jeweiligen Spharen (vgl. Mischau/Oechsle 2003). Die Prozesse der Institutionalisierung und Professionalisierung der Frauen- und Geschlechterforschung im Wissenschaftssystem und wesentlicher Teile der Frauenbewegung im politischen System fuhrten allmahlich zum Aufbau und zur Wahrung einer zunehmenden Distanz. Sicherlich ist und war die Gegenuberstellung zwischen Bewegung und Forschung nie so eindeutig, wie dies viele Analysen uber das Verhaltnis von Politik, Bewegung und Forschung nahe legen. Dennoch waren die Aufspaltungen zwischen Frauen- und Geschlechterforschung und Frauenbewegung, die Ausdifferenzierungen und deutlichen Distanzierungen eine Voraussetzung dafur, die jeweiligen Bezugssystem durch die Integration der Kategorie Geschlecht verandern zu konnen. Die Differenzierung und Distanzierung ist Ausdruck der Anerkennung der jeweilig unterschiedlichen Rationalitaten, die im wissenschaftlichen und politischen System vorherrschen. Um Bestatigungen und Anerkennung im jeweils relevanten Feld zu erhalten, ist zumindest eine teilweise Akzeptanz der jeweils gultigen Routinen und Regeln notig. Barbara Holland- Cunz beschreibt das Verhaltnis zwischen Frauen- und Geschlechterforschung und Frauenbewegung schlieslich zu Beginn der Jahrtausendwende als ein „unsystematisches, unbewusstes, unreflektiertes, unentschiedenes ,Nebeneinander‘“ (Holland-Cunz 2003a: 15). Angelika Wetterer konstatiert angesichts dieser Entwicklung eine zunehmende Distanz. Grenzgangerinnen zwischen den gesellschaftlichen Spharen seien eine Ausnahme geworden (Wetterer 2005).
Archive | 2008
Michael Meuser; Ulrike Nagel
Das ExpertInneninterview ist ein in der empirischen Sozialforschung haufig eingesetztes Verfahren. Gleichwohl wurde es in der Methodenliteratur hinsichtlich seiner Besonderheit im Vergleich mit anderen Interviewtechniken lange Zeit eher randstandig behandelt (vgl. Meu-ser/Nagel 1991); inzwischen haben zwei Sammelbande die methodische und methodologische Diskussion aufgenommen (vgl. Brinkmann/Deeke/Volkel 1995, Bogner/Littig/Menz 2002). Oft wird das ExpertInneninterview im Rahmen eines Methodenmix bzw. einer Triangulation eingesetzt, z.B. in Kombination mit einer Dokumentenanalyse oder mit anderen (quantitativen und qualitativen) Interviewverfahren; es fungiert aber auch als eigenstandiges Erhebungsinstrument. Wichtige Anwendungsbereiche sind die Policy- und Implementationsforschung, die Industriesoziologie, die Eliten- und die Verwendungsforschung sowie viele Felder angewandter Sozialforschung, z.B. die Sozialberichterstattung (vgl. Meuser/Nagel 2002). In der Frauen- und Geschlechterforschung werden Expert Inneninterviews vor allem in Studien zur Entwicklung und Implementierung geschlechterpolitischer Masnahmen und Programme eingesetzt (z.B. Bednarz-Braun/Bruhns 1995, 1997, Meuser 1989, Schon 1999) sowie in (mikropolitischen) Forschungen zum Verhaltnis von Organisation und Geschlecht (z.B. Riegraf 1996, Wimbauer 1999).
Archive | 1998
Cornelia Behnke; Peter Loos; Michael Meuser
Modernisierungstheoretischen Annahmen zufolge last die zunehmende Individualisierung nicht nur traditionelle Mechanismen der Verortung im sozialen Raum, wie Klassen- oder Schichtzugehorigkeit, obsolet oder zumindest sekundar werden, sondern bewirkt auch eine „Freisetzung“ aus den traditionalen Frauen- und Mannerrollen (vgl. Beck/Beck-Gernsheim 1990, 43ff). Hatte die Zuweisung von Geschlechtsrollen fruher zu einer fraglosen Gegebenheit von geschlechtsspezifischen Verhaltenserwartungen gefuhrt, so sei dieser Konnex zunehmend lockerer geworden: Geschlechtsrollen konnen einer reflexiven Bearbeitung zugefuhrt werden.
Archive | 2008
Michael Meuser
Die Soziologie der Geschlechterverhaltnisse hat sich als ein eigenstandiger Forschungsbereich und in einer institutionalisierten Form in den letzten drei Jahrzehnten entwickelt und etabliert. Zwar findet man auch in den Werken einiger Klassiker der Soziologie mehr oder minder umfangreiche Abhandlungen uber die soziale Gestalt der Beziehungen von Frauen und Mannern, etwa bei Ferdinand Tonnies, Georg Simmel, Emile Durkheim, Talcott Parsons oder Erving Goffman, doch fehlt es an einer systematischen soziologischen Befassung mit den Geschlechterverhaltnissen bis zu den 1970er Jahren. Bezeichnenderweise waren die Teile in den Werken der Klassiker, die von den Geschlechterverhaltnissen handeln, vielfach in Vergessenheit geraten und erst in den 1980er Jahren, im Zuge der Entwicklung von Frauen- und Geschlechterforschung, wieder entdeckt worden. Auch in dem Teilgebiet der Soziologie, von dem man am ehesten hatte erwarten konnen, dass es sich mit den Geschlechterverhaltnissen befasst, der soziologischen Ungleichheitsforschung, vermisst man bis in die 1980er Jahre eine systematische Aufmerksamkeit fur die geschlechtliche Dimension von Ungleichheit.
Archive | 2017
Diana Lengersdorf; Michael Meuser
In der Geschlechterforschung werden die unter neoliberalen Vorzeichen sich vollziehenden Globalisierungsprozesse als eine Herausforderung der im Zuge der burgerlichen Gesellschaft etablierten Geschlechterordnung diskutiert (Acker 2004; Lenz 2013; Marchand und Runyan 2000). Im Blick stehen gleichermasen Entgrenzungen, in denen sich tradierte Verhaltnisse, Strukturen und Hierarchien auflosen, und Rekonfigurationen, in denen sich Geschlechterarrangements neu formieren.