Simon Egbert
University of Hamburg
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Publication
Featured researches published by Simon Egbert.
Archive | 2018
Simon Egbert; Henning Schmidt-Semisch; Katja Thane; Monika Urban
Wie bereits angedeutet ist in den vergangenen Jahren im deutschsprachigen Raum einiges zu spezifischen Aspekten von Drogentests und v.a. auch zur rechtlichen Situation publiziert worden, wobei allerdings die Frage unbeantwortet blieb, in welchen unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen solche Drogenkonsumkontrollen uberhaupt durchgefuhrt und welche Intentionen jeweils dabei verfolgt werden. Diesen Aspekten werden wir uns nun zuwenden: Mit der nun folgenden qualitativen Bestandsaufnahme prasentieren wir eine empirisch fundierte Einschatzung der gesellschaftlichen Streuweite der Anwendung von Drogentests sowie der jeweils damit verbundenen Rationalitaten und Folgen dieser Drogenkonsumkontrollen. Die Daten stutzen sich dabei v.a. auf die Analyse von 55 Expert*inneninterviews und 135 Internet-Foren und -Blogeintragen.
Archive | 2018
Simon Egbert
Wesentliche Vorbedingung jeglicher auf Begabung basierender Praktiken ist eine mehr oder minder genaue Vorstellung dessen, was unter Begabung zu verstehen ist. Spielt diese als Zulassungsvoraussetzung – z. B. bei Aufnahmetests unterschiedlichster Art – eine Rolle, stellt sich diese konzeptuelle Frage umso vordringlicher, als dass zusatzlich eine Operationalisierung von empirischen Merkmalen gefragt ist, die in der Lage sind, begabte Personen als solche zuverlassig zu identifizieren. Soziologisch interessant sind die damit angesprochenen Tests nicht nur wegen der sozialen Folgen, die sie als Gatekeeper zu evozieren im Stande sind, sondern auch auf Grund der Tatsache, dass sie als hybride Instrumente, als stets und unausweichlich soziotechnisch konstituierte Werkzeuge zu verstehen sind, die keinen a-sozialen Gegenstand der Begabung messen, sondern die sozial eingebetteten und den jeweiligen Akteur_inneninteressen entsprechenden Interpretationen desselben. Solchen Testverfahren sind demgemas unausweichlich epistemische Bruchstellen zu eigen, da sie per se nur eine spezifisch perspektivierte Reprasentation dessen anzeigen, was prinzipiell die Zielinformation des Prufverfahrens ist: Bei Begabungstests werden Indikatoren von Hochbegabung getestet, nicht selbige an sich. Es muss folglich eine wissensmasige Kluft zwischen Testresultat und Zielinformation geschlossen werden. Und dieser Prozess ist, in Anlehnung an Bruno Latour, als eine Kaskade ineinander verschachtelter Transformationsprozesse zu verstehen, die jeweils zwischen eigentlicher Zielinformation und tatsachlichem Testdatum vermittelt und letztlich ein praktisch umsetzbares Ergebnis der Hochbegabung uberhaupt erst konstituiert. Eben dieser Prozess kann treffend mit der im Beitrag skizzierten Programmatik einer Soziologie des Testens analysiert werden, was anhand einer Illustration von (Hoch-)Begabungstests als Aktanten der objektiven Wissenserzeugung exemplifiziert wird.
Archive | 2018
Simon Egbert; Henning Schmidt-Semisch; Katja Thane; Monika Urban
So vielfaltig die Arbeitsfelder der Sozialen Arbeit sind, so differenziert stellen sich auch die Thematisierungen und Implementierungen der dortigen Drogentestpraktiken dar.
Archive | 2018
Simon Egbert; Henning Schmidt-Semisch; Katja Thane; Monika Urban
Nachdem wir drei ausgesuchte Gesellschaftsbereiche vorgestellt haben, in denen regelmasig auf Drogenkonsum getestet wird, sollen die empirischen Beobachtungen im Folgenden mit Blick auf den in Kapitel 2 dargestellten Forschungsstand diskutiert werden. Dabei fokussieren wir vor allem vier Punkte: Erstens greifen wir noch einmal die Debatte zwischen Simon/Feeley und O’Malley/Mugford auf: Ist der Drogentest als Kennzeichen eines moralabgewandten, Risiken managenden Kontrollmodus zu werten oder muss er – gerade umgekehrt – eher als Bestandteil eines „moral crusade“ verstanden werden? Zweitens werden wir Drogentestanwendungen im Kontext von Uberlegungen zur ‚Sicherheitsgesellschaft‘ diskutieren, um im Anschluss daran, drittens, jene Drogentest-Anwendungen zu erortern, die zwischen Wirtschaftlichkeits- und Hilfeorientierung angesiedelt sind. Abschliesend soll, viertens, jener Kreislauf des Misstrauens in den Blick genommen werden, der sich in dem sozialen Arrangement zwischen Testenden und Getesteten herausgebildet hat.
Archive | 2018
Simon Egbert; Henning Schmidt-Semisch; Katja Thane; Monika Urban
Mit den folgenden Ausfuhrungen werden die Hintergrunde sowie die theoretische und methodische Anlage der vorliegenden Untersuchung umrissen. Wir gehen zunachst darauf ein, wie Drogentests bislang aus sozialwissenschaftlicher und/oder kriminologischer Perspektive thematisiert wurden (2.1), um uns im Anschluss dem Forschungsstand zu den praktischen Intentionen und Implikationen von Drogentests zuzuwenden (2.2). In einem weiteren Schritt erortern wir sodann die im Rahmen unserer Studie zentrale Begrifflichkeit der ‚Anwendungsrationalitaten‘ (2.3) sowie unser methodisches Vorgehen (2.4).
Archive | 2018
Simon Egbert; Henning Schmidt-Semisch; Katja Thane; Monika Urban
Im Mai 2010 wurden in einer Schule im niedersachsischen Nordstemmen insgesamt 29 Schuler*innen der siebten bis zehnten Klasse von der Polizei aus dem Unterricht geholt und zu einem Urintest aufgefordert. Die Aktion war vom Schulleiter initiiert worden und fand zusammen mit Mitarbeiter*innen des Kreisjugendamtes sowie in Abstimmung mit der Landesschulbehorde statt. Einige der ausgewahlten Schuler*innen wurden des Drogenkonsums verdachtigt, andere wurden zufallig ausgewahlt (Dohner 2010).
Archive | 2018
Simon Egbert; Henning Schmidt-Semisch; Katja Thane; Monika Urban
Die Arbeitswelt ist einer der Bereiche, in denen Drogentests am haufigsten angewendet werden. Schwerpunkte bilden dabei vor allem die Branchen der (Schwer-) Industrie und der Personenbeforderung, in denen Drogentests heute als etablierte Routine zu verstehen sind. Daruber hinaus sind Drogentests insbesondere auch in Unternehmen mit US-amerikanischen Mutterkonzernen verbreitet, bei denen davon auszugehen ist, dass hier (zumindest potenziell) in allen Branchen getestet wird (Puschel 2005).
Archive | 2018
Simon Egbert; Henning Schmidt-Semisch; Katja Thane; Monika Urban
Bevor wir uns im weiteren Verlauf des Buchs den Anwendungen von Drogentests und deren Verbreitung zuwenden und die hinter ihnen stehenden Rationalitaten analysieren, wollen wir an dieser Stelle zunachst einen Uberblick uber die detektionsanalytischen Grundlagen von Drogentests geben und aufzeigen, dass insbesondere Drogenschnelltests als isolierte Detektionsinstrumente mit Vorsicht zu betrachten sind. Deshalb belassen wir es hier auch nicht bei einer rein deskriptiven Darstellung der naturwissenschaftlich-analytischen Kompetenzen und Grenzen von Drogentests, sondern kontextualisieren diese Instrumente im Anschluss an die ‚Science and Technology Studies‘ und Ideen einer Soziologie des Testens als ‚soziotechnische Entitaten‘: Dies betont vor allem auch, dass die Tests mit der sie umgebenden Gesellschaft aufs Engste verstrickt sind.
Archive | 2016
Monika Urban; Simon Egbert; Katja Thane; Henning Schmidt-Semisch
Es war der 2 Juli 2000, als der Deutsche Fusball-Bund (DFB) den Beschluss fasste, den Trainer des Erstliga-Clubs Bayer Leverkusen, Christoph Daum, ab dem 1. Juni 2001 als Bundestrainer zu beschaftigen. Gut drei Monate spater allerdings stand fest: Daum wird weder Bundestrainer noch ist er langer Trainer von Bayer Leverkusen Was war geschehen? Nachdem der Manager des FC Bayern Munchen, Uli Hoenes, in der Munchner Abendzeitung (vom 1.10.2000) Christoph Daum (mit den Worten: „Der DFB kann doch keine Aktion wie ‚Keine Macht den Drogen‘ starten und Herr Daum hat vielleicht damit etwas zu tun.“) des Drogenkonsums bezichtigt hatte, forderte Bayern Munchens Vize-Prasident, Fritz Scherer, von dem designierten Bundestrainer einen Drogentest (in diesem Fall: eine Haaranalyse) ein, um etwaige Drogenkonsum-Vorwurfe auszuraumen.
Bulletin of Science, Technology & Society | 2015
Simon Egbert; Bettina Paul
Although lie detection procedures have been fundamentally criticized since their inception at the beginning of the 20th century, they are still in use around the world. In addition, they have created some remarkable appeal in the context of counterterrorism policies. Thereby, the links between science and fiction in this topic are quite tight and by no means arbitrary: In the progressive narrative of the lie detection devices, there is a promise of changing society for the better, which is entangled in a fictional narrative provided by many cinematic and literary examples. By drawing on the concept of “diegetic technologies” formulated by David Kirby, we want to highlight the role of science fictional narratives in the historical development and current application of lie detection procedures. We therefore aim to use this conceptual frame to analyze the role of prevention-oriented mind reading procedures, which are developed for or already used in the “war on terror” with reference to their fictional predecessors. One virulent factor has to be highlighted in this context: The fictional engagement with possible new lie detection practices is in itself creating a legitimating ground for future security technologies.