Sybille De La Rosa
Heidelberg University
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Featured researches published by Sybille De La Rosa.
Archive | 2016
Sybille De La Rosa
Die Frage, ob Verstandigung uber kulturelle Grenzen hinweg moglich ist, ist Gegenstand von funf thematisch miteinander verbundenen Debatten, welche jedoch meist unabhangig voneinander diskutiert werden und welche sich auch oft an etwas anders gelagerten Fragestellungen abarbeiten. Dabei geht es:
Archive | 2012
Sybille De La Rosa
In den letzten Jahren drehte sich ein viel beachteter Diskussionsschwerpunkt zu den Menschenrechten um die Frage, ob die Menschenrechtssemantik westlichen Ursprungs ist und welche Konsequenzen dies fur ihre politische Wirkung hat. Weniger Beachtung fanden dabei Fragen danach wie die Menschenrechtssemantik in politischen Kampfen eingesetzt wurde und wird, wie sie sich im Zuge dieser Kampfe verandert oder verfestigt und wo Ubersetzungsprobleme manifest werden.
Archive | 2016
Sybille De La Rosa
Die Unterwerfung anderer Volker und Gruppen mit unterschiedlichen kulturellen Praktiken hat eine lange und leidvolle Tradition und ist, wie ich im ersten Abschnitt dieses Beitrags zu zeigen versuche, immer auch an theoretische Diskurse geknupft, welche die Unterwerfung zu rechtfertigen suchen. Zugleich gibt es aber immer auch theoretische Gegenstimmen, die die Rechtmasigkeit der Unterwerfung in Frage stellen. So sind ganz unterschiedliche Herrschafts- beziehungsweise Widerstandsdiskurse entstanden. In der Auseinandersetzung mit der Kolonialzeit hat sich jedoch uber die Zeit hinweg eine Debatte mit beachtlicher theoretischer Dichte entwickelt, welche ich zumindest teilweise in diesem Beitrags nachzeichnen werde.
Archive | 2012
Sybille De La Rosa
Ziel dieses Kapitels ist es zu zeigen, dass der Begriff der Aneignung wie er in Bhabhas Arbeiten eingelassen ist auch eine Tradition aufzuweisen hat, welche von Johann Gottfried Herder uber Karl Marx, Martin Heidegger und Hannah Arendt bis hinein in die neueren Diskussionen zu interkultureller Philosophie reicht. Sie basiert auf der Idee des Menschen als aneignendem Wesen und verweist auf ein grundlegendes Verstandnis des Verhaltnisses des Individuums zur Welt und der Individuen zueinander. Es handelt sich dabei um ein produktives und kreatives Verhaltnis, welches die Selbstbestimmung des Menschen ermoglicht. In den Schriften zur philosophischen Hermeneutik lassen sich daruber hinaus seit Heidegger zwei Typen der Aneignung, eine eher passiv-imitierende und eine aktiv-umbildende, identifizieren, welche mit Bhabhas Unterscheidungen des Aneignungsbegriffs konvergieren. Die aktiv-umbildende Aneignung, und das lasst sich vor allem mit Gadamer und Arendt zeigen, lasst sich noch einmal in eine instrumentell-verdinglichende und eine freiwillig-dialogische Aneignung unterscheiden, welche beide fur ein aktiv-kreatives Verhaltnis zur Welt stehen, sich aber in ihrem Umgang mit der Welt, bzw.
Archive | 2012
Sybille De La Rosa
Nicht nur in Gadamers Arbeiten, sondern auch in der Anthropologie als auch in der Sprachphilosophie und seit einigen Jahren auch in der interkulturellen Philosophie geht es immer wieder um die Frage, ob interkulturelles Verstehen uberhaupt die Grenzen der eigenen Sprache uberwinden kann oder ob es nicht immer in den Strukturen der Primarsprache gefangen bleibt. Wahrend sich einige Anthropologen und mit ihnen einige Soziologen (Winch 2008; Mac Intyre 1971) dabei der Frage aus der Beobachterperspektive nahern, sich also fragen, wie und ob das Verhalten von Menschen richtig verstanden und wissenschaftlich beschrieben werden kann, gehen die Sprachphilosophie (Davidson (1990a) und Wellmer 2007a, 2007b) und die interkulturelle Philosophie (Wimmer 1998; Mall 1995 und 1998) dem Problem eher aus einer Teilnehmerperspektive auf den Grund und fragen danach, wie Verstehen zwischen Sprechern verschiedener Sprachen und Kulturen funktionieren kann.
Archive | 2012
Sybille De La Rosa
In diesem Kapitel werde ich aufzeigen, dass sich in den Arbeiten Gadamers weitere uber Arendt und Bhabhas Uberlegungen hinausgehende begriffliche Grundlagen fur ein Konzept interkultureller Verstandigung identifizieren lassen. Wahrend mit der Hilfe von Bhabhas und Arendts Arbeiten die Unterscheidung der Aneignungsformen konkretisiert werden konnte, lasst sich im Ruckgriff auf Gadamer die Rolle der Sprache und des Verstehens fur das Aneignungshandeln weiter erlautern, da Gadamer a) ein Konzept der kreativen Sprache entwirft, welches erlautert, in welchem Sinne von einem sprachlichen Aneignungshandeln menschlicher Individuen die Rede sein kann, b) zwischen einer instrumentellen und einer dialogischen Form der Aneignung im Verstehen differenziert und c) die sprachliche Aneignung als einen Prozess beschreibt, welcher in vorgangige Sprachstrukturen eingebettet ist und doch zu kreativen Neuerungen in der Sprache fuhrt.
Archive | 2012
Sybille De La Rosa
Fur Taylor gehoren Reprasentation und direkte Partizipation zu einer modernen Demokratie, denn durch die direkte Beteiligung kann nach Taylor vermieden werden, dass die Burger den Bezug zu ihrer Gemeinschaft verlieren und ihr den Rucken kehren. Dennoch ist Reprasentation fur Taylor ein unverzichtbares Element moderner Demokratien (Taylor 2002: 23). Arendt steht der Reprasentation dagegen sehr viel skeptischer gegenuber, denn fur sie liegt das Ziel einer Revolution darin, das freiheitliche Handeln uber das Gelingen der eigentlichen Revolution hinaus und in die neuen Institutionen hinein zu tragen und ihm dort einen Platz zu geben. Dieses Unterfangen ist nach Arendt dann gescheitert, wenn die Burger ihre politischen Handlungsmoglichkeiten an die Reprasentanten abgeben und sich aus dem aktiven politischen Leben zuruckziehen (Arendt 2006a: 229 ff.) Diese Skepsis ist vor dem Hintergrund der vorhergehenden Untersuchungen zum aneignenden Charakter des Verstehens noch verstandlicher, denn wenn dem Verstehen immer schon eine Form der Aneignung eigen ist, dann ist auch die Reprasentation, die ja auf das Verstehen nicht verzichten kann, eine aneignende Tatigkeit mit welcher immer auch Machtverhaltnisse ausgehandelt werden.
Archive | 2012
Sybille De La Rosa
Die im vorhergehenden Kapitel herausgearbeiteten begrifflichen Grundlagen werden in diesem Kapitel durch die Konzepte des Ausdruckshandelns und der moralischen und kognitiven Landkarten von Taylor weiter spezifiziert und erlautert, wodurch sich ein Konzept menschlicher Identitat gewinnen lasst, welches der Annahme Rechnung tragt, dass der Mensch ein sich selbst aktiv interpretierendes (und damit immer auch aneignendes) Wesen ist (Rosa 1998). Es macht daruber hinaus deutlich, dass sich der Mensch zwischen zwei sprachlichen Ebenen bewegt: einer vorgangigen sozialen, in die hinein er aufwachst und einer individuellen, die durch die Reflexion unserer Handlungen entsteht und wachst. Daruber hinaus bieten Taylors Schriften, wie ich zeigen werde, eine uber Gadamer hinausweisende Spezifizierung des Entfremdungsbegriffs, welche den Zusammenhang zwischen der menschlichen Identitat und sozialen Praktiken insofern beleuchtet, als sie aufzeigt, wie wichtig kreative Aneignungsprozesse fur ein gelingendes Leben sind.
Archive | 2012
Sybille De La Rosa
Die Problematik des Reprasentationsdefizits von politischen Institutionen und Menschenrechtspraktiken, wie ich sie im ersten Kapitel dieser Arbeit eingefuhrt habe (insb. 1.1 und 1.2 und 1.3), lassen sich nun vor dem Hintergrund des Entfremdungskonzept als Reaktion auf den internationalen Druck zur Ubernahme verdinglichter Institutionen und als fehlgeleitete interkulturelle Reprasentation deuten. Das Problem wird haufig durch Praktiken oder Institutionen erzeugt, welche der liberalen Vorstellung der Reprasentation von Interessen folgen und dabei die sprachlichen und sozialen Kontexte, in welche Interessen immer eingebunden sind, ausblenden. Dass das liberale Verstandnis von Reprasentation aber ein verkurztes Verstandnis von Reprasentation ist, welches im interkulturellen Bereich die Gefahr der instrumentellen Aneignung der Anderen und damit deren Missachtung birgt, habe ich im Kapitel zu interkultureller Reprasentation herausgearbeitet. Dabei hat sich gezeigt, dass die Engfuhrung des Reprasentationsbegriffs zugunsten eines differenzsensiblen Reprasentationsbegriffs aufgelost werden muss, welcher es erlaubt Reprasentation als eine Beziehung zu fassen, die auf dem Prozessmodell des interkulturellen Verstehens aufbaut.
Archive | 2012
Sybille De La Rosa
Das Ziel dieses Kapitels ist ein Doppeltes. Einerseits werde ich das Verhaltnis zwischen kreativem und imitierendem Handeln ausloten, um die Auswirkungen des jeweiligen Handelns auf Institutionen zu erlautern und zweitens werde ich aufzeigen, wie instrumentell-verdinglichende Formen der Reprasentation zu Entfremdungserfahrungen fuhren. Ich werde daher in einem ersten Schritt Taylors Uberlegungen zu Praktiken und Institutionen weiter konkretisieren, und in einem zweiten Schritt mit Joas Konzept des kreativen Handelns verknupfen, um einerseits die kreativen Moglichkeiten menschlichen Handelns herauszustellen und andererseits die Folgen imitierenden Handelns, als Reaktion auf Verdinglichungstendenzen in internationalen Staatenbildungsprozessen kenntlich zu machen (wie es unter 2.2. eingefuhrt wurde). Vor diesem Hintergrund lasst sich dann schlieslich auch (im letzten Kapitel) ein entverdinglichender Ansatz fur politische Praktiken exemplarisch erlautern.