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Featured researches published by Alois Hahn.


Archive | 1997

Zur Soziologie der Beichte und Anderer Formen Institutionalisierter Bekenntnisse: Selbstthematisierung und Zivilisationsprozess

Alois Hahn

Es soll in diesem Aufsatz um eine Analyse von institutionalisierten Bekenntnissen gehen. Die Beichte ist lediglich ein freilich wichtiger Spezialfall. Institutionelle Bekenntnisse haben nicht nur im Kontext religioser sozialer Kontrolle eine grose Rolle gespielt. Sie sind auch in rechtlichen Verfahren von zentraler Bedeutung. Schlieslich ist gerade die allerjungste Moderne — etwa seit dem 19. Jh. — durch eine Sakularisierung und gleichzeitig den gesteigerten Einsatz von Bekenntnisritualen charakterisierbar. Man denke an die Verwendung von biographischen Bekenntnissen in der Psychoanalyse, in der medizinischen Anamnese und nicht zuletzt in der Sozialforschung, die ihre Vorlaufer in den Verfahren zur Erhebung von Bedurftigkeit hatte, die dann Basis fur private oder offentliche Fursorge waren. Man konnte vielleicht sogar die empirische Sozialforschung als die naturliche Tochter der Heiligen Inquisition sehen (wenn etwas so Unheiliges wie naturliche Tochter mit der Heiligen Inquisition uberhaupt in einem Atemzug genannt werden darf). Die Parallelitat der offentlichen Bekenntnisse der Ketzer und der Hexen in den Prozessen, wie sie die Heilige Inquisition inszenierte, und offentlicher Selbstkritik in revolutionaren Zirkeln oder in den Moskauer Schauprozessen ist uberaus deutlich. Neben den Bekenntnissen, die man anderen macht, durfen auch nicht die vergessen werden, die man lediglich in foro interno als Gewissenserforschung ablegt. Oft sind Selbstbekenntnisse nur Vorbereitungen zu vor dem religiosen oder psychoanalytischen Beichtvater zu leistenden Berichten, bisweilen aber entwickeln sie sich auch zu vollstandig eigenen Formen aus, etwa zum Tagebuch oder zur Autobiographie2.


Archive | 1988

Biographie und Lebenslauf

Alois Hahn

Als Moses den Herrn nach seinem Namen fragte, erhielt er bekanntlich die Antwort: „Ego sum qui sum“ (Exod. ,3,14). Das ist eine bemerkenswerte Auskunft. Die Gottlichkeit der Selbstaussage last sich namlich nur durch Tautologie gegen Vermenschlichung retten. Gott hat es leicht. Menschen konnten nicht in gleicher Weise antworten und doch bei der Wahrheit bleiben. Denn wir sind immer auch was wir nicht sind, namlich was wir waren oder was wir sein werden. Und wenn Luther das hebraische Jahwe nicht wie die Valguta im Prasenz, sondern im Futur ubersetzt, so ist der gemeinte Sinn doch derselbe: „Ich werde sein, der ich sein werde“ soll ebenfalls die Immergleichheit der Selbigkeit Gottes ausdrucken, nicht etwa dessen Geschichtlichkeit. Die Probleme der Selbstenthullung Gottes fangen allerdings in dem „Augenblick“ an, wo er sich uber sein Handeln in der menschlichen Geschichte identifiziert. Fur Moses ist Jahwe eben nicht nur „Qui est“ (Luther: „Ich werds sein“), sondern auch: „Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abraham, der Gott Isaac und der Gott Jacob“ (Exod.,3,6). Hier also bestimmt sich Gott uber einzelne seiner Wirkungen, die ihn jede fur sich gerade nicht erschopfend bezeichnen. Der Verzicht auf die Tautologie zwingt selbst Gott dazu, seine Selbstaussage in die Form zu bringen: „Ich bin der ich bin, und ich bin der ich nicht bin“. Es besteht also nur die Wahl zwischen Tautologie oder Paradoxie.


Soziale Systeme | 2002

Patterns of Inclusion and Exclusion: Property, Nation and Religion

Cornelia Bohn; Alois Hahn

Abstract Adopting a comparative approach, the article discusses patterns of inclusion and exclusion such as property, nation and religion from a historical viewpoint. According to Luhmann the concept of inclusion and exclusion is about taking into account persons in social systems; according to Foucault it is related to deviance and abnormality. The transition from stratified to functionally differentiated societies is analysed, emphasising the transformation of ›Inklusionsindividualität‹ to ›Exklusionsindwidualität‹. Property and nation are both treated as transient semantics: for a short time after its emergence, private property guarantees inclusion and brings about new forms of identity and exclusion. Without the nation state the autonomy of subsystems would not be tolerable. The idea of a nation temporarily compensates for exclusion rates resulting from this new form of differentiation. While religion grants access to anyone and everyone even in stratified societies, thus anticipating the new pattern of inclusion, it also turns into a reservoir for unplanned, non-functionary exclusion in modern society.


Zeitschrift für Gesundheitspsychologie | 1999

Laienvorstellungen von Krankheit und Therapie. Ergebnisse einer bundesweiten Repräsentativbefragung

Rüdiger Jacob; Willy H. Eirmbter; Alois Hahn

Zusammenfassung. Krankheiten sind als Objekte fur Alltagstheorien in besonderer Weise pradestiniert, weil sie in geradezu idealtypischer Weise Chiffren fur unsichere Situationen darstellen und eines der hochst bewerteten Guter bedrohen, namlich Gesundheit. Krankheiten motivieren zu einer grosen Bandbreite von Interpretationen, Deutungen und Bewaltigungsstrategien und zwar insbesondere in den Fallen, bei denen das medizinische Wissen keine Therapie und damit keine Hoffnung auf Heilung bieten kann. Aus einer ganzen Reihe von Studien zu Laienkonzepten sind die Inhalte alltagstheoretischer Krankheitsvorstellungen wie ausgepragte Anstekkungsangste, moralisch aufgeladene Ursachenattributionen, das Bedurfnis nach Sinnerklarungen und dem Verstehen des “Wesens” einer Krankheit und der Einschatzung bestimmter Behandlungsmethoden relativ gut bekannt. Auch die Erwartung, das Arzte bei der sinnhaften Deutung von Krankheiten und ganz generell bei der Bewaltigung der mit einer Krankheit verbundenen schwierigen Lebenssit...


Archive | 1999

Expertenwissen und Laienwissen

Alois Hahn; Willy H. Eirmbter; Rüdiger Jacob

Alle Kommunikation, auch die zwischen Arzten und Patienten und ganz all gemein die zwischen Experten und Laien setzt als conditio sine qua non einen Grundbestand an gemeinsamem Wissen voraus. Ohne zumindest unterstellbare gemeinsame und damit anschlusfahige Wissensbestande sind Kommunikation und Verstandigung unmoglich (vgl. Hahn 1989; speziell zur Rolle von Experten bei offentlicher Kommunikation vgl. Neidhardt 1994a).


Archive | 2003

Inszenierung der Erinnerung

Alois Hahn

Die soziologische Tradition fuhrt eine Reihe von Theorien zur Erklarung und Funktionsweise von Gedachtnis und Erinnerung einerseits und zur Logik der Inszenierung andererseits. Was m. W. weitestgehend fehlt, ist eine Theorie, die beides aufeinander bezieht. Dieser Versuch soll hier im Ansatz unternommen werden. Dabei beginne ich zunachst mit einigen Anmerkungen zum Gedachtnis und zur Erinnerung, um dann Moglichkeiten zu diskutieren, ob und wie sie Gegenstand von Inszenierung werden konnen. Ich gehe dabei zunachst vom individuellen Gedachtnis, also einer Leistung des Bewusstseins, aus, um schliesslich auch Gedachtnis und Erinnerung als Kommunikation, also als Leistung sozialer Systeme, zu erortern.


Archive | 1998

Zivilisation, Modernität, Theatralität: Identitäten und Identitätsdarstellungen

Alois Hahn; Herbert Willems

Das die irdische Existenz nur ein Theaterspiel sei, gehort zu den im mittelalterlichen Christentum verbreiteten Konstruktionen. Das wirkliche Leben beginnt erst nach unserem Tode. Allerdings war die Vorstellung, die man auf Erden gab, keinesfalls gleichgultig fur das jenseitige Gluck. Im Gegenteil! Alles hing davon ab, wie gut man seine von Gott zugeteilte Rolle gespielt hatte. Wer die Rolle des Konigs bekam, konnte ebenso leicht scheitern wie der, der das Los des Bettlers gezogen hatte. Die noblen Rollen waren eher die furs Heil gefahrlicheren. Die Metapher des Theaters dient hier ganz evident der Funktion der Rechtfertigung irdischer Ungleichheiten. Die Rolle selbst wird bagatellisiert. Zentral wird die Identifikation mit den durch sie gesetzten Pflichten. Aus der Heilsrelevanz der Rollenerfullung folgt der existentielle Ernst des Spiels. Immerhin ist klar, das es hier nicht um Darstellung fur mitmenschliches Publikum geht, sondern um Realisierung der mit den Rollen gesetzten ethischen Moglichkeiten. “Darstellung” im theatralischen Sinne scheidet aus, da der allwissende gottliche Zuschauer eben nicht nur die Buhne (die “front stage” im Sinne Goffmans) uberblickt, sondern auch vollige Einsicht in alle Vorgange in den Kulissen (der “back stage”) besitzt, und zwar einschlieslich der verborgensten Vorgange des Bewustseins. Unter diesen Bedingungen kann also eine “Darstellung” im eigentlichen Sinne nicht stattfinden, da diese eben voraussetzt, das der Zuschauer keinen totalen Einblick in das hat, was hinter der Buhne geschieht.


Archive | 2001

Inszenierung von Unabsichtlichkeit

Alois Hahn

Der Titel enthalt eine Paradoxie: Inszenierungen1 sind notwendig etwas Absichtliches. Unabsichtlichkeit als Ereignis von Inszenierung setzt deshalb im Erfolgsfalle voraus, das die Inszenierung nicht sichtbar wird. Denn sonst ›spurt man die Absicht, und man ist verstimmt‹ Jedenfalls gilt das fur Inszenierungen des wirklichen Lebens. Im Theater ist das vielleicht anders, obwohl auch hier zumindest klassischerweise galt, das jene Inszenierung die beste ist, der man nicht anmerkt, das sie eine ist. Immerhin weis der Theaterbesucher — auch ohne das ihn besondere Techniken der Verfremdung mit der Nase darauf stosen — das er an einer Vorfuhrung teilnimmt, selbst wenn diese so gut ist, das er das fur zwei Stunden fast vergessen kann. Im Ernstfall alltaglichen Lebens braucht es Takt, wenn man erkennt, das man Zuschauer einer Inszenierung von Unabsichtlichkeit geworden ist. Generell stellt Takt eine Verhaltensstrategie dar, die darauf abzielt, »[…] die Selbstdarstellung und die Selbstdarstellungsgeschichte der Beteiligten nach Moglichkeit zu schonen und ihnen goldene Brucken zu bauen, auf denen sie das sichere Ufer des Gewesenen verlassen konnen.«2 Dieser besteht dann darin, das man zwar nicht vergist, das einem etwas vorgespielt wird, es sich aber auch nicht anmerken last. Dieses ›Es-sich-nicht-anmerken-lassen‹ gelingt allerdings auch nur, wenn man uber sicher abrufbare Ressourcen der Selbstinszenierung verfugt.


Archive | 1999

Fremdheit und Nation

Alois Hahn; Cornelia Bohn

Selbstbeschreibung von Personen kann an Eigenschaften ansetzen, von denen die Betroffenen meinen, sie seien ihnen personlich eigentumlich, und zwar im Gegensatz zu anderen Personen. Die Selbstbeschreibung kann aber auch an Zugehorigkeiten verankert werden. Man beschreibt sich dann z.B. als Mann, Frau, Kind, alt, Schuster, Hebamme, Adliger, Katholik, Deutscher, Franzose usw. Man macht in allen diesen Fallen eine Identitat geltend, die man mit anderen gemeinsam hat. Zugleich aber aktiviert man eine Unterscheidung: Man identifiziert sich durch ein Merkmal oder eine ganze Klasse von Merkmalen, die andere — so wird jedenfalls unterstellt — nicht haben: Ich bin Mann und keine Frau, Katholik und nicht Protestant, Deutscher und nicht Franzose. Die Identifikation, die hier vorgenommen wird, macht also einerseits den Anspruch auf eine Zugehorigkeit geltend und schliest gleichzeitig andere von dieser Zugehorigkeit aus. Man konnte von Selbstthematisierungen an Hand von „partizipativen“ Identitaten sprechen oder auch von Inklusion und Exklusion als Instrumenten der Selbstbeschreibung. Das „Identitat“ in unserem Zusammenhang stets eine Unterstellung bzw. eine Beschreibung meint, ist dabei vorauszusetzen.


Archive | 1995

Identität, Nation und das Problem der Fremdheit in soziologischer Sicht

Alois Hahn

Selbstbeschreibung von Personen kann bei Eigenschaften ansetzen, von denen die Betroffenen meinen, sie seien ihnen personlich eigentumlich, und zwar im Gegensatz zu anderen Personen. Die Selbstbeschreibung kann aber auch an Zugehorigkeiten verankert werden. Man beschreibt sich dann z.B. als Mann, Frau, Kind, alt, Schuster, Hebamme, Adliger, Katholik, Deutscher, Franzose usw. Man macht in allen diesen Fallen eine Identitat geltend, die man mit anderen gemeinsam hat. Zugleich aber aktiviert man eine Unterscheidung: Man identifiziert sich durch ein Merkmal oder eine ganze Klasse von Merkmalen, die andere—so wird jedenfalls unterstellt—nicht haben: Ich bin Mann und keine Frau, Katholik und nicht Protestant, Deutscher und nicht Franzose. Die Identifikation, die hier vorgenommen wird, macht also einerseits den Anspruch auf eine Zugehorigkeit geltend und schliest gleichzeitig andere von dieser Zugehorigkeit aus. Man konnte von Selbstthematisierungen an Hand von „partizipativen“ Identitaten sprechen oder auch von Inklusion und Exklusion als Instrumenten der Selbstbeschreibung. Das „Identitat“ in unserem Zusammenhang stets eine Unterstellung bzw. eine Beschreibung meint, ist dabei vorauszusetzen.

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Axel Honneth

Free University of Berlin

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