Bettina Heintz
Bielefeld University
Network
Latest external collaboration on country level. Dive into details by clicking on the dots.
Publication
Featured researches published by Bettina Heintz.
Zeitschrift Fur Soziologie | 1998
Bettina Heintz; Eva Nadai
Zusammenfassung Im Zuge der zunehmenden Inklusion der Frauen ist es in den letzten Jahrzehnten zu einer De- Institutionalisierung des Geschlechterverhältnisses gekommen. Während die Geschlechterdifferenz lange Zeit institutioneil abgesichert war, muß sie heute vermehrt über Handeln erzeugt und symbolisch markiert werden. Dies führt zu einer „Kontextualisierung“ der Geschlechterdifferenz, das heißt, die Aufrechterhaltung geschlechtsspezifischer Ungleichheitsverhältnisse wird zu einem voraussetzungsvollen Prozeß, der an spezifische Konstellationen gebunden ist. Am Beispiel einer Untersuchung, die auf vergleichenden Fallstudien in drei Berufsfeldern mit unterschiedlicher Geschlechterzusammensetzung beruht (Informatik, Krankenpflege, Sachbearbeitung), geht der Aufsatz den Bedingungen nach, die zu einer Aufrechterhaltung oder Abschwächung der Geschlechterdifferenz führen. Der Aufsatz diskutiert am Rande auch die Konsequenzen, die sich aus der Annahme einer „kontextuellen Kontingenz“ der Geschlechterdifferenz für die Geschlechterforschung ergeben.
Zeitschrift Fur Soziologie | 2010
Bettina Heintz
Zusammenfassung Der Aufsatz behandelt Vergleiche als grundlegende Sozialform und analysiert sie aus einer kommunikationstheoretischen Perspektive. Vergleiche können in unterschiedlichen Medien formuliert sein: sprachlich, numerisch oder visuell. Diese mediale Differenz steht im Zentrum des Aufsatzes. Ausgangspunkt ist die These, dass Zahlen, Bilder und Sprache eine kommunikative Eigenwirkung besitzen und Quantifizierung eine besonders effiziente Form ist, um Akzeptanz herzustellen. Diese These wird unter dem Begriff der „numerischen Differenz“ am Beispiel quantitativer Vergleiche (Statistiken, Rankings, Ratings etc.) plausibilisiert. Im ersten Teil wird beschrieben, was mit „Vergleich“ resp. „Vergleichskommunikation“ gemeint ist und worin die spezifische Operationsweise von Vergleichen besteht. Der zweite Teil begründet anhand eines Vergleichs unterschiedlicher Kommunikationsmedien die These, dass die Form der Mitteilung die Erfolgswahrscheinlichkeit von Kommunikationen beeinflusst. Diese Überlegungen werden in einem dritten Teil auf Globalisierungsfragen bezogen und mit Konzepten der neo-institutionalistischen Diffusionsforschung in Beziehung gesetzt. Summary In this contribution comparisons are considered to be elementary social forms, and they are analyzed within a communication-theoretical perspective. Across different media of communication, comparisons are expressed linguistically, numerically, or visually, and this differentiation is the focus of the present investigation. The use of numbers, visual representations, and language each affects communication in a particular manner, and quantification is particularly effective in promoting the acceptance of communication. This effectiveness corresponds to what is here termed the “numerical difference”, a difference illustrated by the ubiquitous use of quantitative comparisons drawn from statistics, rankings, or ratings. In the first part of the paper elementary characteristics of comparisons and their communicativeness are discussed. In the second part, the differentiation of linguistic, visual, and numerical media is utilized in order to investigate how the form of messages may influence the likelihood of their acceptance. These observations are related to of issues of globalization in the third part of the paper, where they are discussed with respect to concepts employed by studies of diffusion within the new institutionalism.
Archive | 2007
Bettina Heintz
In seinem breit rezipierten Buch „Trust in Numbers“ hat Theodore Porter die Auffassung vertreten, dass Quantifizierung ein Kommunikationsmedium ist, das Aussagen mit Objektivitat versieht und das vor allem dann zum Einsatz kommt, wenn andere konsensbildende Mechanismen nicht mehr greifen. „Numbers, graphs and formulas (are) first of all strategies of communication. ... Reliance on numbers and quantitative manipulation minimizes the need for intimate knowledge and personal trust“ (Porter 1995: viii, ix). Der unpersonliche Charakter von Zahlen verhelfe dazu, Argumente mit einer Aura des Notwendigen zu versehen, und trage damit dazu bei, Akzeptanz herzustellen. Dies wird aber erst dann notwendig, wenn personliches Vertrauen nicht mehr gegeben ist und Konsens nicht mehr uber direkte Interaktion hergestellt werden kann. Quantifizierungsbestrebungen setzen folglich dann ein, wenn die Kommunikation von personlicher Begegnung auf schriftlichen Verkehr umgestellt wird und das personliche Vertrauen gering ist.
Archive | 2004
Bettina Heintz; Martina Merz; Christina Schumacher
Anhand ethnographischer Fallstudien in vier Disziplinen – Architektur, Botanik, Pharmazie und Meteorologie – geht das Buch der Frage nach, ob und auf welche Weise sich die Geschlechterdifferenz im wissenschaftlichen Alltag artikuliert. Mit ihrer disziplinar vergleichenden Perspektive betritt die Studie Neuland: Sie vermittelt einen Blick auf die vielfaltigen Unterschiede zwischen den Disziplinen und identifiziert damit die Konstellationen, unter denen geschlechtliche Zuschreibungen das wissenschaftliche Universalismusprinzip unterlaufen konnen. Damit stellt sie fur die Geschlechter- wie auch fur die Wissenschaftsforschung einen wichtigen und innovativen Beitrag dar. Bettina Heintz ist Professorin fur Soziologie an der Universitat Bielefeld. Martina Merz (Dr. rer. nat.) ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Observatoire Science, Politique et Societe der ETH Lausanne. Christina Schumacher (lic. phil. I) ist Dozentin fur Soziologie am Departement Architektur der ETH Zurich.
Archive | 2003
Bettina Heintz
Der sozialwissenschaftliche Diskurs zum Internet beschert uns neue Mythen und begluckt uns mit trostlichen Versprechen - angesichts der im sudlichen Deutschland diagnostizierten Auflosung warmender Gemeinschaften, die das Individuum ungeschutzt in die unendliche Weite globalisierter Zusammenhange entlast, kann sich der forschende Online-Beobachter in die Geborgenheit virtueller Gemeinschaften zuruckziehen, und von dort aus seinen realweltlichen Kollegen in der „Gesellschaft“ von der Ruckkehr der „Gemeinschaft“ berichten. Hundert Jahre, nachdem die Klassiker der Soziologie die gesellschaftliche Zersetzung der Gemeinschaft und die irreversible Versachlichung personlicher Beziehungen prognostiziert hatten, diagnostizieren die an ihnen geschulten Soziologen die Emergenz traditioneller Gemeinschaftsformen, sei es auch nur virtuell. Howard Rheingolds Hymne an die Herzenswarme der Mitglieder des Computernetzes WELL - ein “local village” im sudlichen Kalifornienist das populare Beispiel dafur (Rheingold, 1994).2 Das Internet wird zur ultimativen Rettung vor den Folgeproblemen der Moderne - es ermoglicht Heimatgefuhl trotz zunehmender Anonymisierung, Lokalitat im Dickicht der Stadte, personliche Bindungen trotz Zunahme indirekter Beziehungen, und es uberschreitet soziale und kulturelle Grenzen, indem es die Seelen der Menschen in dem einen weltumspannenden “globalen Dorf” zusammenfuhrt. Die Grundlage fur diese Gemeinschaftsrhetorik ist theoretisch relativ unbedarft und empirisch nicht sonderlich fundiert. Theoretisch beruht sie auf einer nachgerade uberholten Gemeinschafts-/Gesellschaftsdichtomie und empirisch auf vereinzelten Fallstudien zu virtuellen Gruppen, die trotz globalem Anspruch vor allem in den USA verankert sind.
Geschlechterdifferenzen - Geschlechterdifferenzierungen | 2008
Bettina Heintz
Als sich die Frauenforschung in den 70er Jahren zu etablieren begann, hat sie den Unterschied zwischen den Geschlechtern als Leitdifferenz gesetzt und daruber ihre Legitimation bezogen. Die mit Nachdruck vertretene These, dass Gesellschaften auch und vor allem geschlechtlich differenziert sind, war gegen den Mainstream der Soziologie gerichtet, der die Geschlechterdifferenz entweder nicht thematisierte oder als ein Phanomen behandelte, das im Zuge der Modernisierung von selbst verschwinden wird. Aus modernisierungstheoretischer Sicht sind die Funktionsprinzipien moderner Gesellschaften unvereinbar mit einer Zuweisung von Positionen und Rollen nach zugeschriebenen Kriterien — Geschlechterungleichheit wird entsprechend als ein vormodernes Relikt betrachtet, das auf eine unvollstandige Modernisierung verweist.
Soziale Systeme | 2012
Bettina Heintz
Zusammenfassung Der Aufsatz interpretiert Statistiken als numerische »Weisen der Welterzeugung«. Er untersucht, auf welche Weise Statistiken die Welt darstellen und sie gleichzeitig als übergeordnetes Ganzes - als »(Welt)Gesellschaft« - erfahrbar machen. Indem Statistiken heterogene und weltweit verstreute Ereignisse auf einige wenige Vergleichsdimensionen reduzieren, erzeugen sie einen Vergleichszusammenhang, der unter Umständen globale Reichweite hat. Am Beispiel der UN-Bevölkerungsstatistik von 1948 bis heute wird gezeigt, wie sich der statistische Blick auf die Welt in den letzten sechzig Jahren verändert hat und was sich soziologisch daraus lernen lässt. In einem ersten Abschnitt wird das soziologische Konzept des Vergleichs eingeführt und auf Globalisierungsprozesse bezogen. Der zweite Abschnitt befasst sich mit Statistiken als einer besonderen Form numerischer Vergleiche. Der Schwerpunkt liegt auf der Institutionalisierung der nationalen Statistik im 19. Jahrhundert und ihren Folgen für die ›Entdeckung‹ der Gesellschaft in der Soziologie. Der dritte Abschnitt bildet das Kernstück des Aufsatzes. Am Beispiel des Wandels des Klassifikationssystems der UN-Bevölkerungsstatistik von 1948 bis heute wird dargestellt, wie die globale Ordnung in diesem Zeitraum beobachtet und beschrieben wurde. Die Ergebnisse dieser Analyse weisen darauf hin, dass bis in die späten 1960er Jahre die imperiale Ordnung und nicht die segmentäre Differenzierung in formal gleichberechtigte Nationalstaaten als Normalfall betrachtet wurde. Erst 1970 wird der Nationalstaat in der statistischen Beobachtung zu einer globalen Kategorie. Der Aufsatz nimmt dieses Ergebnis zum Anlass, die systemtheoretische »Primatsthese« auf der Basis der neueren Imperiumsgeschichte einer kritischen Überprüfung zu unterziehen. In einem vierten und letzten Abschnitt wird die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Statistik und Gesellschaftsbegriff noch einmal aufgegriffen und auf globale Zusammenhänge bezogen: Lässt sich analog zur nationalen Statistik auch von einer »Geburt der Weltgesellschaft aus dem Geist der internationalen Statistik« sprechen?
Zeitschrift Fur Soziologie | 2016
Bettina Heintz
Zusammenfassung Vergleiche sind heute zu einem unübersehbaren Bestandteil der öffentlichen Kommunikation geworden. Universitäten werden hinsichtlich ihrer wissenschaftlichen Exzellenz verglichen, Politiker nach ihrer Popularität, Staaten mit Blick auf ihre Korruptionsanfälligkeit und Arbeitnehmer in Bezug auf ihren Arbeitseinsatz. Trotz ihrer Omnipräsenz haben Vergleiche in der Soziologie bisher nur wenig Beachtung gefunden. Der Beitrag plädiert dafür, Vergleiche nicht nur als wissenschaftliche Methode zu betrachten, sondern als ein soziales Phänomen eigenen Rechts. In den ersten beiden Abschnitten werden Vergleiche mit anderen Ordnungsverfahren wie Listen, Klassifikationen und Analogien kontrastiert und in einer historischen Sequenz verortet. Welche Bedeutung Vergleiche haben, wird in den folgenden drei Abschnitten am Beispiel unterschiedlicher Forschungsfelder – Klassifikationssoziologie, Marktsoziologie, Soziologie der Bewertung und Globalisierungsforschung – belegt. Der Beitrag schließt mit einigen weiterführenden Überlegungen zu einer Soziologie des Vergleichs.
Zeitschrift Fur Soziologie | 2000
Bettina Heintz
Zusammenfassung Die Mathematik wird in diesem Aufsatz als ein empirisches Beispiel präsentiert, an dem sich die Voraussetzungen eines „rationalen Dissenses“ exemplarisch untersuchen lassen. Denn im Gegensatz zu anderen epistemischen Kulturen gibt es in der Mathematik weder interpretative Flexibilität noch unentscheidbare Kontroversen. Auf der Basis einer medientheoretischen Perspektive und einer Feldstudie in einem internationalen Mathematikinstitut geht der Aufsatz der Frage nach, ob die Soziologie im Falle der Mathematik nicht auf eine prinzipielle Grenze stößt. In einem ersten Teil wird die These einer epistemischen Besonderheit der Mathematik präzisiert und in Auseinandersetzung mit zwei programmatischen Arbeiten zur Mathematiksoziologie vertieft. Anhand der Geschichte des Objektivitätsbegriffs wird im zweiten Teil gezeigt, dass sich die Integrationsmechanismen über die Zeit hinweg verändert haben: Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wird die Anschlussfähigkeit von Kommunikationen in zunehmendem Maße durch symbolisch generalisierte Kommunikationsmedien gesichert, die in der Mathematik die spezifische Form der Formalisierung annehmen. Der dritte Teil beschreibt anhand von drei Beispielen (computergestützte Beweise, lange Beweise und experimentelle Mathematik) gegenwärtige Tendenzen, die von einigen Mathematikern zum Anlass genommen werden, für eine „Liberalisierung“ der mathematischen Validierungsmethoden zu plädieren. Zum Schluss werden die Konsequenzen diskutiert, die sich daraus für den spezifischen Integrationsmodus der Mathematik ergeben.
Social Studies of Science | 2003
Bettina Heintz
This is an excellent and important book. The reader not only learns a great deal about the use of mathematics in computer science, but also gains important insights into the tricky problems of a sociology of mathematics. Constructivism in science studies started with the claim that the natural sciences and even mathematics could be studied from the perspective of the sociology of knowledge. Whereas this programme has been carried out quite successfully for the natural sciences, mathematics rarely has been investigated. The few authors who have dealt with mathematics did it in a rather programmatic way and with reference to sometimes quite arbitrary examples from the history of mathematics. The empirical reality of modern mathematics, however, was hardly touched.1 This holds equally true for Eric Livingston. Although Livingston (1986, 1999) claims to describe the epistemic practices of modern mathematics, his empirical material is his own (and our) experience of proving. He takes us by the hand and leads us through a proof. While following this proof, we are supposed to learn how the compelling character of mathematical proof comes into being. In this sense, his study is more a step-by-step reconstruction of an already known proof than an empirical investigation of how mathematicians find their proofs. In my own work, I have studied the ‘culture of proving’ in pure mathematics.2 Donald MacKenzie starts from the other side: his main topic is the culture of proving in applied mathematics, or more specifically, in computer science. From the very beginning, there was a close relationship between mathematics and computer science. This relationship can be traced back to Charles Babbage and his Analytical Engine,3 or more importantly, to Alan Turing’s (1965 [1936]) famous paper in which he described a ‘paper machine’, the so-called Turing machine, which is now seen as a mathematical description of the basic design of the digital