Rainer Treptow
University of Tübingen
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Publication
Featured researches published by Rainer Treptow.
Archive | 2012
Rainer Treptow
Im Folgenden wird zunachst eine kurze Bestandsaufnahme zum differenzierten Bezug Sozialer Arbeit auf Internationalitat und Transnationalitat vorgenommen. Dies fuhrt zweitens zum Vorschlag einer Zuordnung von Gegenstandsfeldern, Kontexten und Forschungstypen des wissenschaftlichen Vergleichs auf der Mikro-, Meso- und Makroebene. Drittens wird der Frage nachgegangen, inwieweit der internationale Vergleich in der Sozialpadagogik ein Forschungsfeld bildet, das den Reflexionsbedarf der Sozialen Arbeit teils dadurch deckt, dass es sich zwischen Komparatistiken aus sozialwissenschaftlichen Nachbardisziplinen (Allgemeine Erziehungswissenschaft, Politikwissenschaft, Soziologie, Psychologie) verortet, teils einen eigenstandigen Zugang entwickelt. Schlieslich werden knapp Perspektiven formuliert, die den Pragmatismus des Vergleichens im Blick auf Grundlagenforschung erweitern sollen.
Archive | 2009
Rainer Treptow
„Die kulturellen Bedingungen der Bildung und die Bildungsbedingungen der Kultur“ – wenn diese Formulierung anspielt auf Paul Natorps beruhmte Aufgabenbestimmung der Sozialpadagogik, die „sozialen Bedingungen der Bildung und die Bildungsbedingungen des sozialen Lebens“ (Natorp 1894: 86) zu untersuchen –, tritt das Kulturelle an die Stelle des Sozialen. Bereits hier lage der Ausgangspunkt fur Streit. Soll namlich die Attribuierung ‚Soziales‘ durch ‚Kulturelles‘ ersetzt werden, so hatte es der sozialpadagogische Diskurs mit einer zwar wortspielerisch vergnuglich eingefadelten, aber in der Folge ernsthaften Substitution wichtiger Theorieund Empirie-Elemente zu tun. Dies hatte eine weitaus grosere Tragweite als es ein Denkspiel vermuten liese, wenn es die Blickrichtung von den sozialen auf die kulturellen Bedingungen einfach mal wechselt. Warum auch nicht, konnte man meinen: den sozialpadagogischen Diskurs uber das eigene Aufgabenverstandnis vom ‚Cultural Turn‘ der Sozialwissenschaften her in Drehung zu versetzen, wurde die Szene ein wenig aufmischen. Mit anderen Worten: es geht um nichts Geringeres als um das Primat des Gesellschaftlichen, das allem Eigensinn kultureller Konstruktionen voraus lauft und dennoch von diesem kategorial zugerichtet wird. Noch erstaunlicher ware es, sollte Sozialpadagogik durch Kulturpadagogik ausgetauscht werden. Kulturpadagogik ist spezifiziert auf den padagogischen Umgang mit asthetischen Praktiken im Horizont darstellender und bildender Kunste, wie er seit einiger Zeit mit dem Begriff der ‚kulturellen Bildung‘ konnotiert ist (vgl. Deutscher Bundestag 2007: 377f.). Dieser Schwerpunkt unterscheidet sich erheblich von Auftrag und Selbstverstandnis der Sozialpadagogik. Zwar lassen sich Uberlappungen oder Kooperationen erkennen, wie sie beispielsweise im Bereich der Kinderund Jugendkulturarbeit existieren (vgl. Treptow 2008). Aber in ihrer typischen Verbindung zwischen der Analyse der Sozialstruktur und ihrer subjektiven Bewaltigung im Lebenslauf der Adressaten,
Archive | 2004
Rainer Treptow
Unter all den vielen Werbeplakaten, Reklamespots und Videoclips, die uns taglich umgeben, fand sich noch vor kurzem ein Plakat, das an Bahnhofen, Bushaltestellen und in Zeitschriften eine gewisse Aufmerksamkeit auf sich zog. Die Anzeige wirbt nicht fur ein Produkt. Es ist auch kein Werbeplakat fur das Programm einer politischen Partei. Auf tiefschwarzem Grund ist im oberen Drittel ein leicht in die Unscharfe gezogenes Farbfoto abgebildet. Es zeigt ein schwarzhaariges Madchen inmitten einer dicht gedrangten Menge eilender Erwachsener. Das Kind tragt ein zerlumptes rosa T-Shirt und scheint, ernst und zuruckhaltend, die Betrachter anzuschauen. Man erkennt nicht, wo das Foto aufgenommen wurde, vielleicht in einer Metro-Station, vielleicht in Lateinamerika. Die leichte Unscharfe verweist auf den fluchtigen Moment, in dem das Teleobjektiv es kurz erfasste, so, als ob es gleich in der Menge der Menschen wieder verschwinden und dann nie wieder jene Aufmerksamkeit finden wird, die es hier fur Sekunden erhalt. Unter dem Foto stehen in weisen Lettern drei lakonische Satze. Sie lauten: „Sie ist 9. Sie will weg von der Strase. Und schreiben lernen.“ Wahrend diese Satze — und fast alles Andere auf dem Plakat — visuell sofort aufgenommen werden konnen, verhalt es sich mit einem weiteren seiner Merkmale anders. Geradezu winzig, und so, dass man genau hinschauen muss, um ihn zu entziffern, steht uber dem Foto ein weiterer Schriftzug in Rotorange: Klammer auf: „Artikel 25, Menschenrecht auf Bildung“, Klammer zu. Im unteren Drittel des Plakats, in der Mitte, findet man das Logo einer der bedeutendsten deutschen Hilfsorganisation, Brot fur die Welt, erganzt mit einem von schrag rechts hineinragenden Hinweis auf Spendenmoglichkeiten auf rotorangefarbenem Hintergrund.
Archive | 2015
Rainer Treptow; Stefan Faas
Der Beruf der Sozialen Arbeit wurde schon Anfang der 1970er Jahre einer „radikalen gesellschaftspolitischen Kritik“ (Otto/Utermann 1971: 9) und – vor diesem Hintergrund – einer grundsatzlichen Betrachtung seiner gesellschaftlichen Funktion, seiner Professionalisierung, der professionellen Einstellungen und Selbstbilder seiner Vertreter/innen sowie seiner Potentiale fur eine Neugestaltung unterzogen (vgl. auch Bartlett 1976; Schnurr 2008). Bis in die 1990er Jahre hinein ebbten solche und ahnliche professionstheoretisch begrundeten kritischen Auseinandersetzungen nicht ab. In ihren Analysen legen sie im Gefuge sozialer Statuszuschreibung und in der Struktur der verschiedenen Handlungsfelder vielerlei Unsicherheiten offen; und zwar in gesellschaftlicher, organisatorischer und interaktionsbezogener Hinsicht.
Archive | 2014
Stefan Faas; Rainer Treptow; Petra Bauer
Was ist sozialpadagogische Kompetenz? Diese Frage ist nicht neu. Sie ist in Profession und Disziplin durchgehend prasent und wird – uber Jahre bzw. Jahrzehnte hinweg – in unterschiedlicher Art und Weise immer wieder neu akzentuiert: Wer ist auf welcher Grundlage befugt zu unterstutzen, zu helfen und zu bilden?
Archive | 2018
Rainer Treptow
Im Zuge der Migrationsbewegungen von Gefluchteten der letzten Jahre stehen sowohl staatliche wie nicht-staatliche Organisationen Humanitarer Hilfe vor neuen Herausforderungen. Humanitare Helfer sehen sich aufgefordert, politisch festgelegte Kooperationsbeziehungen mit repressiven Akteuren einzugehen, die kontraproduktive Ruckwirkungen auf Glaubwurdigkeit und Reichweite der Hilfe haben. Ohnehin schon bestehende Dilemmata zwischen Abgrenzung und Zusammenarbeit werden durch diffundierende Zustandigkeiten vertieft, die uberlieferte Anerkennung humanitarer Hilfe sieht sich gar der Kritik ausgesetzt, zu Migrations- und Fluchtbewegungen anzuregen oder diese gar zu verstarken. Zugleich lassen sich Anstrengungen beobachten, Zukunftsperspektiven zu entwickeln, die Humanitare Hilfe im Sinne lernender Organisationen begreifen und ihre professionelle Eigenstandigkeit zu behaupten.
Archive | 2017
Rainer Treptow
Unhintergehbarkeit ist kein alltagssprachlicher Begriff, mag er auch entfernt an schwierige Kletterpartien oder an den Wunsch erinnern, im Vertrauen nicht enttauscht, durch Intrigen nicht hintergangen zu werden. Vielmehr umfasst er einen Anspruch auf Erkenntnis des Absoluten, der bereits die antike Suche nach den nicht mehr spaltbaren bzw. reduzierbaren Elementen im Verhaltnis der menschlichen zur gottlichen Seele begleitet (vgl. zu Platon: Koch 2010). Seitdem dient er dazu, in wechselnden Kontexten der Unerschutterlichkeit einer theoretischen Erkenntnis Ausdruck zu geben.
Archive | 2017
Stefan Faas; Sandra Landhäußer; Rainer Treptow
Themen der Familienbildung spiegeln immer auch aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen und sind ebenso bestimmt von politischen Erwagungen. Uber eine blose Auflistung von Einzelaspekten hinaus wird im folgenden Abschnitt der Versuch unternommen, neue Schwerpunkte zu identifizieren, wobei die Darstellung sich locker an der Familienbiographie orientiert.
Archive | 2017
Rainer Treptow
Spatestens seit dem Scheitern des auf Identitatsstiftung angelegten Versuchs, uber die Konstrukte Leitkultur und Parallelgesellschaft fur klare Abgrenzungen des Eigenen vom Fremden zu sorgen (vgl. kritisch dazu: Schiffauer 2008 ), sieht sich der interkulturelle Blick der Vermutung ausgesetzt, einer politisch verfassten Begriffsstrategie zu dienen, die an der kalkulierten Steigerung von Unterschieden starker interessiert ist als an deren Entdramatisierung. Denn bereits im kategorialen Zuschnitt zwingt der Begriff Interkulturalitat zur Festlegung von Differenzmerkmalen, fur deren Beziehungsaufhellung er sich doch zugleich zustandig erklart (Nick 2002). Das hat, unter anderem, bereits dazu gefuhrt, den “Abschied von der interkulturellen Padagogik” einzulauten (vgl. Hamburger 2009).
Archive | 2017
Rainer Treptow
Ob von kultureller Bildungsarmut gesprochen werden kann, ist nicht entschieden. Problematisch erscheint die mit diesem Begriff gesetzte Unterscheidung aus verschiedenen Grunden. Erstens ruckt der Kontrast zwischen Kulturgutern, ja Kulturbesitz, die von definitionsmachtigen Bildungseliten fur „Reichtum“ gehalten werden, in den Vordergrund und wurden auf ihren monetaren Marktwert verkurzt.