Wolfgang Böttcher
University of Münster
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Publication
Featured researches published by Wolfgang Böttcher.
Archive | 2004
Wolfgang Böttcher; Ewald Terhart
Von solchen erziehungswissenschaftlichen Traditionen, die das Erziehen selbst, die padagogischen Institutionen wie auch die padagogischen Berufe primar vom padagogischen Handeln her deuten, ist der Faktor Organisation haufig gar nicht oder nur am Rand behandelt worden. Organisation - auch tradiert unter dem Begriff Institution - wurde als ausere Rahmung des eigentlich zwischenmenschlichen, situativ bestimmten und von padagogischen Ambitionen der Erzieher geleiteten padagogischen Geschehens wahrgenommen. So gesehen erschien der Faktor Organisation, so er denn vorkam, vornehmlich negativ, als Beeintrachtigung und Verhartung der frei fliesenden padagogischen Ambition, die sich am besten in direkter Zwischenmenschlichkeit und - dachte man daruber hinaus - allenfalls noch in naturlichen Gemeinschaften verwirklichen konnte.
Archive | 2010
Hans-Georg Kotthoff; Wolfgang Böttcher
In den deutschsprachigen Schulsystemen werden seit einigen Jahren mit einem – zumindest fur deutsche Verhaltnisse – relativ hohen Reformtempo neue Steuerungsinstrumente entwickelt und implementiert, die freilich in anderen Staaten bereits seit langerem zum etablierten Kern der „Governance“-Strukturen zahlen. Dies gilt auch fur die Einfuhrung des Steuerungsinstruments der „externen Evaluation“, die als „Schulinspektion“, „Qualitatsanalyse“, „Fremdevaluation“ oder „Schulvisitation“ oder ahnlichem firmiert. Auch wenn die Vielfalt der Bezeichnungen durchaus auf unterschiedliche Akzentuierungen der Schulinspektion in den jeweiligen Steuerungsstrukturen hinweist, so gibt es doch landerubergreifende Merkmale, die allen Schulinspektionskonzepten gemein sind und die auch in der folgenden grundlegenden Definition zum Ausdruck kommen: „Schulinspektion bedeutet Blick in oder auf Einzelschulen auf der Grundlage einer Zusammenschau vorhandener, intern und/oder extern gewonnener Daten. Die Inspektionen erfolgen meist auf der Grundlage von Verfahren mit wiederkehrenden Standardelementen, die in offentlich zuganglichen Handbuchern beschrieben sind“ (Maritzen 2008, S. 87).
Archive | 2007
Wolfgang Böttcher
Seitdem die Befunde internationaler Vergleichsstudien auf breiter Front das Vertrauen in die Leistungsstarke der deutschen Schule erschuttern konnten, werden in der deutschen Schulpolitik Reformen intensiv diskutiert und initiiert, die in vergleichbaren Staaten seit wenigstens 15 Jahren systematisch — und vielerorts auch radikal — betrieben werden. Der folgende Beitrag hat zum Ziel, das politische Reformprogramm an seinen eigenen Prinzipien zu messen. Der analytische Fokus soll hierbei auf die Rolle der staatlichen Fuhrung eingestellt werden. Hierdurch werden systematische Steuerungsdefizite deutlich, die aktuell und in Zukunft zu Lasten der Einzelschulen und ihrer Akteure gehen.
Archive | 2016
Hans-Georg Kotthoff; Wolfgang Böttcher; Jutta Nikel
Schulinspektion als neues Steuerungsinstrument ist mittlerweile fester Bestandteil deutschsprachiger Schulsysteme. Der hier vorliegende Artikel beschreibt zunachst die Entwicklungen der letzten 10 Jahre in Bezug auf die Schulinspektion in der Schweiz, in Osterreich und in Deutschland. Danach werden Wirkungsmodelle zur Schulinspektion vorgestellt und diskutiert. Im dritten und vierten Teil werden vorliegende empirische Erkenntnisse zur Wirksamkeit und Wirkung analysiert. Dies erfolgt mit Blick auf internationale wie auf Studien aus deutschsprachigen Landern. Wahrend die in groserer Zahl vorhandenen Akzeptanzstudien auf eine tendenziell positive Wahrnehmung der Beteiligten an Schulen gegenuber externen Evaluationsverfahren hindeuten, ist die Datenlage bei Studien zu Masnahmen im Anschluss an die Schulinspektion und bei Studien zur Wirkung auf Schulleistungen noch eher gering. Abschliesend wird fur eine Starkung der Entwicklungsperspektive der Schulinspektion als Leitperspektive sowie fur das kritische Hinterfragen der Wirkung dieses Steuerungsinstruments auf der Basis eines theoretisch wie empirisch angemessenen Modells der Schule – ihrer Ressourcen, Kontexte, Prozesse, Strukturen und Wirkungen – argumentiert.
Archive | 2005
Wolfgang Böttcher
Nach der Veroffentlichung der internationalen Vergleichsstudien mag man einen gewissen Zynismus in der Kommentierung verzeihen. In einer Hinsicht namlich ist das kritisierte deutsche Schulwesen ziemlich erfolgreich: Es gelingt ihm nahezu perfekt, gesellschaftliche Ungleichheit in Bildungsungleichheit zu ubersetzen und die Vererbung sozialer Privilegien zu legitimieren, indem Schulerfolg als Resultat individueller Leistung und Begabung erscheint. In den 1960er und 1970er Jahren war dieser Tatbestand ein zentrales Thema der Erziehungs- und Sozialwissenschaften. Damals wurde nicht nur regelmasig dokumentiert, wie sehr Schicht- oder Klassenzugehorigkeit die Bildungschancen der Einzelnen dominieren, es wurden auch unterschiedliche-und durchaus konkurrierende-Erklarungen angeboten, welche die Mechanismen aufzuzeigen versuchten, die fur diesen Prozess verantwortlich sind. Gegen Ende der 1970er Jahre war dieses Interesse weitgehend erloschen. Verantwortlich hierfur war nicht nur ein politischer Klimawechsel, auch die wissenschaftlichen Disziplinen, die bis dahin das Thema forciert hatten, wandten sich ab. Die schichtenspezifische Sozialisationsforschung wandelte sich in eine „okologische“, und die Ungleichheitsmodelle der Soziologie wurden durch sophistische Modellkomplizierungen in Unterschiedlichkeitsmodelle uberfuhrt, beides mit dem Effekt, tendenziell die vertikale Achse sozialer Differenzierung zu vernachlassigen.
Archive | 2012
Wolfgang Böttcher; Miriam Keune
Im Paradigma der „Outputsteuerung“ geht es der Schulpolitik um die Ergebnisse der schulischen „Produktion“, die mittels einer Doppelstrategie gesichert werden sollen: „Einmal geht es um eine Vergroserung der Autonomie der einzelnen Schule, die gewissermasen als ‚Betrieb’ konzipiert wird, und zum anderen um eine neue Form von Controlling, von Rechenschaftslegung und der Dokumentation der erbrachten Leistungen“ (Fend 2008: 109, Hervorheb. im Original). Anders formuliert: Neben der erhohten Selbststandigkeit der Einzelschulen im Steuerungskonzept der Dezentralisierung lasst sich seit gut 20 Jahren ein (auch internationaler) Trend zur parallelen Einfuhrung von Masnahmen der Re- Zentralisierung ausmachen (vgl. Bottcher 2002). Die im Fokus der Politik stehenden (nunmehr selbststandigeren) Einzeleinrichtungen sollen also, geleitet durch zentrale Verfahren, Nachweise ihrer Qualitat erbringen. Zu den einschlagigen Masnahmen gehoren insbesondere Vorgaben durch nationale Curricula oder Bildungsstandards, die Erwartungen an Schulerkompetenzen formulieren. Auch Leistungstests, manche eher nach „klassischen“ Verfahren fachlicher Abstimmung kompiliert, andere als Ergebnis komplexer psychometrischer Ambitionen, gehoren zum Set der zentralen Steuerungsinstrumente.
Archive | 2008
Wolfgang Böttcher; Nina Hogrebe
Das deutsche Schulwesen und seine Leistungsfahigkeit wurden in den letzten Jahren intensiv diskutiert. Dabei erfuhren nicht nur die Struktur des Schulsystems und seine bildungspolitische Steuerung, sondern auch die Schulen selbst und die darin arbeitenden Lehrer und Lehrerinnen deutliche Kritik. Selten wurden dabei auch Vorzuge der deutschen Schule thematisiert, in der Regel stand ihre fur kaum ausreichend empfundene Qualitat im Vordergrund der Debatten.
Archive | 2002
Gabriele Bellenberg; Wolfgang Böttcher
Im Rahmen der Neuen Steuerung des Schulwesens werden verschiedene Instrumente diskutiert und teilweise umgesetzt, die dazu gedacht sind, einen wirtschaftlichen Umgang mit Ressourcen zu fordern. Prominent sind Verfahren zur Uberwindung kameralistischer Haushaltsfuhrung und Uberlegungen, Schulen erweiterte Moglichkeiten zur Einwerbung zusatzlicher Mittel zu eroffnen. Daneben werden Uberlegungen zum Umgang mit der Ressource Zeit — sowohl der Lernzeit der Schuler als auch der Arbeitszeit der Lebrer — angestellt (vgl. Bellenberg/Bottcher/Klemm 2001). In einem so personalintensiven Betrieb wie der Schule werden innovative Ansatze bei der Personalrekrutierung sinnvollerweise bereits umgesetzt und uber Anreizsysteme wird vermehrt nachgedacht. Die beiden zuletzt genannten Ansatze sind Thema dieses Beitrages.
Archive | 2017
Wolfgang Böttcher
Ich will den Begriff „Steuerung“ nicht uberdehnen, aber es liegt doch nicht allzu fern, die sich anbietende Metapher – hier: vom Abstrakten zum Konkreten – aufzunehmen: Wer steuert, bedient in aller Regel auch Gas und Bremse, besitzt die Fahigkeiten zum Beherrschen des Fahrzeugs, weis, was es kann und was nicht. Er sollte auch die Wege kennen, die sein Fahrzeug nutzen darf und kann, und er sollte Klarheit daruber haben, bis wann er wohin mit welchen Zwischenzielen kommen will. Schlieslich sollte er auch wissen, wen und was er auf die Fahrt mitzunehmen gedenkt. Dass dann auch alles so lauft, wie er sich das vorstellt, ist allerdings nicht sicher. Vieles kann dennoch schiefgehen.
Archive | 2016
Wolfgang Böttcher
Ohne Zweifel ist die „Organisation“ mittlerweile in die „Bildung“ eingewandert. Im Jahre 1986 musste Ewald Terhart noch von einem „Unvereinbarbarkeitsbeschluss“ reden, als er das Verhaltnis der Padagogik zur Organisation beschrieb. Eine eher vorsichtige Annaherung konnte er damals wahrnehmen.