Till-Sebastian Idel
University of Bremen
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Publication
Featured researches published by Till-Sebastian Idel.
Archive | 2008
Till-Sebastian Idel; Heiner Ullrich
Die Institutionalisierung des staatlich getragenen und beaufsichtigten Schulwesens im Prozess der Moderne lasst sich auch als Geschichte seiner Gegenentwurfe lesen. Aus schul- und bildungsgeschichtlicher Perspektive erscheint es legitim von „drei Etappen der radikalen Schulkritik auf dem Weg zu alternativen Schulen“ (Winkel 1981) bzw. von „drei Schuben der Reformpadagogik“ (Benner/Kemper 1993) zu sprechen, welche sich zunachst im Gefolge Rousseaus etwa in den Philanthropinen des spaten 18. Jahrhunderts, dann in den Grundungen der traditionellen Reformpadagogik im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts und schlieslich in den Reformund Alternativschulen der letzten drei Jahrzehnte manifestieren (als uberblick fur osterreich vgl. Fischer-Kowalski u.a. 1995; fur die Schweiz vgl. Grunder 1996a, S. 324f.; fur die USA vgl. Leschinsky 2001).
Archive | 2012
Heiner Ullrich; Till-Sebastian Idel
Schulen in freier Tragerschaft haben das Recht, sich im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen eine eigene Schulverfassung zu geben. Dies betrifft auch die Entscheidung daruber, wie die Schule als Organisation gefuhrt werden soll. Viele freie Schulen, insbesondere solche reform- oder alternativpadagogischer Provenienz, entscheiden sich gegen Formen einer direktorialen Schulleitung, wie sie in staatlichen Schulen als Normalform etabliert ist. Stattdessen praferieren diese Schulen partizipatorische Formen einer kollegialen Leitung, die haufig gewahlten Gruppen auf Zeit uberantwortet wird. Diesen Gruppen stellt sich in besonderer Weise das Kooperationsproblem: Sie mussen, als von der Schulgemeinschaft mandatierte Instanzen, zielorientiert, effizient und im Einklang mit dem padagogisch-konzeptionellen Selbstverstandnis der Schule zustimmungsfahige Entscheidungen von groser Tragweite treffen.
Archive | 2009
Fritz-Ulrich Kolbe; Sabine Reh; Till-Sebastian Idel; Bettina Fritzsche; Kerstin Rabenstein
Die derzeitige Einfuhrung ganztagsschulischer Lernangebote stellt eine grundlegende Veranderung des Schulehaltens in Deutschland dar, die einem Traditionsbruch gleichkommt. Auch wenn inner- und auserhalb des bundesdeutschen Regelschulwesens immer schon Ganztagsangebote als Alternative zur Halbtagsschule bestanden, deutet sich momentan eine kontinuierliche Systemtransformation in nahezu allen Bundeslandern an, die langfristig auf die Einfuhrung der Ganztagsschule als verpflichtender Normalform hinauslaufen konnte.
Archive | 2014
Till-Sebastian Idel; Sabine Reh; Kerstin Rabenstein
Die sozialwissenschaftliche Kasuistik grundet in sozialtheoretischen und methodologischen Ansatzen, und sie halt in der Regel Schritt mit der Diskussion um deren Weiterentwicklung. Theoretische und methodologische Debatten besitzen insofern immer auch ein in die Konzeptualisierung von Fallarbeit, Professionalitat und Professionalisierung ausstrahlendes Innovationspotenzial. In diesem Zusammenhang werden im Beitrag praxistheoretische Uberlegungen zu einer Theorie und Empirie padagogischer Ordnungen exemplarisch an einer Fallrekonstruktion vorgestellt und auf ihre Implikationen fur ein Verstandnis von professioneller Reflexivitat und Professionalisierung befragt. Die praxistheoretische Perspektive lenkt die Aufmerksamkeit auf die in Praktiken hergestellten Ordnungen, in denen Schuler/innen vor einem Horizont von in Anspruch genommenen Normen in Positionen eingeruckt werden. Ein beobachtend-analysierender Blick auf dieses Geschehen sensibilisiert die Professionellen fur die prafigurierende Kraft ihres eigenen Tuns. Geht man von der Fundierung des Sozialen in der Wiederholung routinisierter Praktiken aus, lasst sich daruber hinaus auch fragen, inwieweit padagogische Handlungsvollzuge in Ausbildungszusammenhangen reflektiert eingeubt werden konnen.
Archive | 2012
Till-Sebastian Idel; Kerstin Rabenstein; Sabine Reh
With the development of a modern, universal school system in Germany at the end of the eighteenth century, a modern pattern of family developed: the nuclear family that focused on personal relationships and intimacy and on emotionality within a caring child upbringing (Gestrich et al. 2003; Sieder 1987). From the very beginning, disputes on the functions of school and family accompanied this process that, as is well known, Parsons and especially Luhmann describe as the process of functional differentiation (Luhmann 2002, pp. 111–141; Parsons 1968; cf. also Tyrell 1985; Wernet 2003). Hegel (1811/1995) underlined the educational function of school as an institution of transition that imparted societal demands to children and teenagers, thereby viewing school as an “outpost” of society oriented towards subject matter and achievement that reaches right into childhood at home (Benner 1995, p. 52). Pestalozzi (1976), on the other hand, regarded the familial, emotional life of the “living room” as a model for any form of institutionalized education and thereby as the essential precondition for pedagogy.
Archive | 2009
Till-Sebastian Idel; Sabine Reh; Bettina Fritzsche
In vielen der von uns gefuhrten Interviews ausern die Professionellen hohe Erwartungen gegenuber dem Freizeitbereich. In den symbolischen Konstruktionen von Ganztagsschule, die wir in Kapitel 2 dieses Buches rekonstruiert haben, zeigt sich unserer Ansicht nach ein Deutungsmuster, das folgendermasen charakterisiert werden kann: Indem die Ganztagsschule als Schule imaginiert wird, die den Freizeitbereich integriert und padagogisiert, erscheint ein eigener Mangel, namlich lebensferne Unterrichtsschule zu sein, kompensierbar. Das Leben soll nun in Gestalt der Freizeit in die Schule geholt und zugleich systematisch genutzt werden.
Archive | 2008
Till-Sebastian Idel
Fur den vorliegenden Beitrag ist die These fundamental, dass dem sozialisatorischen Erfahrungszusammenhang von Reformschulen eine besondere biographische Relevanz beizumessen ist. Fur Schuler/innen macht es aus biographieanalytischer Sicht einen Unterschied, ob sie Regel- oder aber Reformschulen besuchen — sowohl in Bezug darauf, wie sie selbst den Beitrag der Schule zu ihrem Lebensweg veranschlagen (ihrem subjektiv-intentionalen Sinnbezug), als auch hinsichtlich der durch methodisch kontrollierte und biographie- und sozialisationstheoretisch fundierte Interpretation zur bestimmenden Bedeutsamkeit der Schulerfahrungen fur den biographischen Verlauf und die Entstehung der Person im lebensgeschichtlichen Kontext (d.h. die Genese der biographischen Fall- und Prozessstruktur). Ich muchte im Folgenden diese These am Beispiel der Waldorfschule ausfuhren. Zunachst werden aus schultheoretischer Perspektive die Spezifika von Reformschulkulturen in Kontrast zur Staats- bzw. Regelschulkultur erst idealtypisch und dann am Beispiel der Waldorfschule als Entgrenzungsbewegungen skizziert, die in jeder Einzelschule bzw. in jeder Biographie auf besondere Weise ausgeformt sind und gerade so dann biographisch bedeutsam werden. Im Anschluss daran werden die Lebensgeschichten zweier ehemaliger Waldorfschulerinnen vorgestellt, welche dem Sample meiner Dissertationsstudie entstammen (Idel 2005). Am Ende dieses Beitrags werden uber die beiden dargestellten Biographien hinausgehend Thesen zu Chancen und Risiken waldorfschulischer Sozialisation abstrahiert. Insgesamt soll der Vorgabe der Herausgeber dieses Bandes Rechnung getragen werden, Schulreformprozesse bzw. den Erfahrungsraum von Reform- und Alternativschulen als eine durch besondere Antinomien, Spannungsverhaltnisse, Ambivalenzen und Widerspruche gepragte Praxis zu analysieren.
Archive | 2015
Sabine Reh; Kerstin Rabenstein; Bettina Fritzsche; Till-Sebastian Idel
Im Folgenden fuhren wir vor dem Hintergrund des Standes der uberwiegend als Implementierungsforschung angelegten Ganztagsschulforschung (1) in unser Verstandnis von Ganztagsschulen als sich in padagogischen Praktiken konstituierenden Lernkulturen (2) und das unserer Untersuchung zugrunde gelegte methodische Vorgehen einer videobasierten Ethnographie von Lernkulturen ein (3).
Archive | 2014
Till-Sebastian Idel
Als profilierte padagogische Entwurfe erheben Reform- und Alternativschulen den Anspruch, besondere Raume fur die Artikulation und Entfaltung jugendlicher Subjektivitat und Identitatsentwicklung zu eroffnen. Der Beitrag geht auf der Grundlage einer Sichtung einschlagiger quantitativer und qualitativer Studien zu biographischen und sozialisatorischen Entwicklungsprozessen in ausgewahlten Reform- und Alternativschulen der Frage nach, welche Moglichkeitsraume und Passungsverhaltnisse sich in ihnen fur die jugendliche Identitatsarbeit auftun. Dabei wird deutlich, dass Reform- und Alternativschulen im Kontext relativ enger Milieubindungen die institutionellen Strukturprinzipien der modernen Schule nicht stillstellen konnen, den schulischen Erfahrungsraum mit einer besonderen bildungsbiographischen Bedeutsamkeit aufladen und durchaus auch ambivalente Effekte auf die Entwicklung der Jugendlichen zeitigen.
Archive | 2013
Anna Schütz; Till-Sebastian Idel
Nahezu jede zehnte allgemeinbildende Schule in Deutschland befindet sich in freier Tragerschaft zumeist gemeinnutziger, mittlerweile aber auch kommerzieller Anbieter schulischer Bildung. Im Vergleich der Bundeslander zeigt sich ein regionaler Unterschied von funf Prozent privater Schulen in Niedersachsen bis hin zu 18 Prozent der Schulen in Bremen (vgl. Kuhne/Kann 2012: S. 259). Trotz weitgehend sinkender Schulerzahlen an allgemeinbildenden offentlichen Schulen in Deutschland – zwischen 1998 und 2010 um 22 Prozent –, Schulschliesungen und -fusionen hat sich der Anteil von Schulen in freier Tragerschaft deutschlandweit verdoppelt.